„So gots net weida!“. Scheißdreck. Der schwäbische Bauer Huber schlägt sich seit dem Ableben der Eltern mit Ach und Krach durch: Verschuldet bis unters Dach, immer auf dem letzten finanziellen Loch pfeifend, gehen die Tage dahin und gegenüber seiner geliebten Birgit, Tochter des Großbauern Obermeier, bringt er auch nichts heraus. Als Birgit nach Ostdeutschland geht, um die neue Schweinemastanlage ihres Vaters zu leiten, sein bester Freund, der letzte Schlachter im Dorf, aufgibt, sich bei einem missglückten
Bankraub erschiesst und zu allem Überfluss noch ein Meteor auf Hubers Hof einschlägt, läuft das Fass über.
Huber setzt seine letzte Sau in den Beiwagen des maroden Motorrads, packt sein Gewehr ein, verlässt die überschuldeten Reste seines Hofes und wird zum Gesetzlosen, der in den Wäldern lebt. Sein Ziel ist Ostdeutschland, seine Botschaft lautet: „So gots net weida!“. Doch Huber ist nicht allein auf seinem Feldzug, bei dem er Unmengen von Vieh aus der Massentierhaltung befreit und an die Wände sein „So gehts nicht weiter“ schreibt: er trifft auf andere, die ebenso wie er unter einer Zeit leiden, in der Effizienz alles und der Mensch nichts zählt, und wird zum Vorbild für alle, die im Menschen mehr sehen als ein zurechtgestutztes Element des Marktes …
Aron Lehmann, der zuletzt mit „Highway to Hellas“ grosse Aufmerksamkeit bekam, legt mit „Die letzte Sau“ ein furioses, wildes Roadmovie vor, dass sich durch anarchischen Humor auszeichnet, bei dem einem zuweilen das Lachen im Halse steckenbleibt. Golo Euler verkörpert überzeugend den wortkargen Schweinebauern, der an seiner Zeit verzweifelt und ein Zeichen setzt: ein moderner Don Quijote, verrückt, durchgedreht und doch so rundum wahr und authentisch in seinem Handeln, dass ihm rasch unsere volle Sympathie gehört.
Lehmann macht dabei nicht den Fehler, seine absurde Ökogroteske mit dem moralischen Zeigefinger zu entwerten, obwohl er zuweilen zu drastischen, die Grausamkeit moderner Tierhaltung illustrierenden Bildern greift. Im Gegenteil: sichtbar werden nicht nur ähnlich entwurzelte Figuren (etwa der verrückte Imker), sondern auch jene, für die der durch Huber initiierte Protest an sich wichtiger ist als der dahinterstehende Inhalt.
Ein wunderbarer, skurril überdrehter Film, der zwischen Roadmovie, surrealem Heimatfilm und Dokufiction changiert und einen im offensichtlichen Lachen und im verborgenen Ernst tief zu berühren vermag. Es sollte einen, viele Huber-Bauern geben.
Genau, solche Typen braucht das Land!
Wie gerne habe ich DAS gelesen, danke!
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Gibt es da ein Buch zu? Ich kenne nur den Film und das gleichnamige Buch von Patrick Hofmann scheint von etwas anderem zu handeln.
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