Neben Rüdiger Nehberg, Thor Heyerdahl, Reinholf Messner und anderen gehörte Jacques Cousteau zu den Helden meiner Kindheit und Teeanagerzeit, deren Bücher und Filme mich regelmäßig in Bann zogen, Träumen und Staunen liessen. 20 Jahre nach Cousteaus Tod legt nun Jérôme Salle einen Film über den legendären französischen Tauchpionier und Meeresforscher vor, der sich auf die Zeit nach dem ersten Weltkrieg bis zum Tod seines Sohnes fokussiert.
Salle blendet die politische Vorgeschichte Cousteaus, der während des Krieges bei der Résistance war, weitgehend aus. Stattdessen wird der Weg Cousteaus nachgezeichnet, der mit seinen Erfindungen das Tauchen revolutionierte und seine Leidenschaft für die Unterwasserwelt und für Filme zunächst über Aufträge von Firmen finanzierte, die an Bodenschätzen interessiert waren. Ab den 1950er Jahren und mit dem Umbau des Forschungsschiffes Calypso lebten Cousteau und seine Frau samt der zwei Söhne weitgehend auf dem Meer. Als Philippe, einer seiner Söhne, nach der Zeit im Internat auf das Schiff zurückkehrt, ist aus dem für die Natur begeisterten Vater ein Filmstar geworden, der Affären hat und das Jetsetleben ebenso geniesst wie das Tauchen. Philipp, der besorgt die Zerstörung der Meere wahrnimmt, und Jacques entfremden sich voneinander. Erst ein gemeinsames Abenteuer in der Antarktis führt beide wieder zusammen – und macht Jacques Cousteau erst zu dem leidenschaftlichen Kämpfer für den Schutz der Meere, als der er in Erinnerung geblieben ist …
Jérôme Salle gelingt ein optisch beeindruckendes und einfühlsames Biopic von dem berühmten Taucher und Meeresforscher, dass Cousteau von einer anderen, persönlicheren Seite zeigt. Dabei findet er beeindruckende Bilder an zahllosen Originalschauplätzen, die diesen Film auch zu einem opulenten Seherlebnis machen. Cousteau wird auch von einer sehr privaten, persönlichen Seite gezeigt, die auch schwierige Elemente seiner Persönlichkeit deutlich macht wie etwa die Affären oder die Ausblendung der Wirklichkeit, wenn diese seine Projekte bedrohte. Auch sein Umgang mit Tieren war zuweilen nicht unproblematisch, wie am Beispiel zweier gefangener Seehunde thematisiert wird. Nicht bewusst war mir bisher, dass Cousteau erst so spät und nur durch seinen später so tragisch verunfallten Sohn den Schutz der Meere zu seinem Thema gemacht hat.
Ein beeindruckendes Filmporträt über einen ebenso bemerkenswerten, kämpferischen wie widersprüchlichen Mann, dessen Mahnung vor dem Untergang der Ozeane leider immer noch aktuell ist.