Es ist ja so eine Sache mit der Schönheit: sie entsteht im Augen des Betrachters und nicht selten wird sie überbewertet. Wir Menschen, die wir zu den Trockennasenaffen zählen, neigen ja dazu, unser eigenes Aussehen und unser Können massiv überzubewerten. Wenn wir uns Tieren zuwenden, kommen natürlich die gleichen Maßstäbe zur Geltung mit den bekannten Folgen: Katzenfotos auf allen Social-Media-Kanälen. Doch man darf durchaus Zweifel anmelden, ob a) unsere Definition von Schönheit so maßgeblich ist und b) Schönheit auch immer für Erfolg steht.
Mario Ludwig widmet sich in seinem Buch Tieren, die durch das übliche Niedlichkeitsraster fallen und bei der Spendengala für bedrohte Tiere noch nicht einmal in den Public-Viewig-Bereich kämen. Dementsprechend wimmelt es in seinem Buch nicht nur von seltsam bis bizarr aussehenden Tieren, sondern auch von eigentümlichen Verhaltensweisen und Körperfunktionen. Da gibt es den Kopfstandkäfer, der seinen Hintern in die Luft reckt zum Wasserfassen aus dem Morgennebel, den Tigerschnegel (eine Schnecke), die an einem Schleimfaden in der Luft hängend kopuliert, spielende Krokodile, die ihre Opfer zu willenlosen Zombies degradierende Juwelwespe oder die Kakerlakenart, die ihre Jungen mit in Kristallform angesonderter Milch säugt. Verblüffend auch der Marabu, der nicht nur aus nachvollziehbar praktischen Gründen hässlich ist, sondern sich auch aus Kühlungszwecken an die Beine kotet: sollten Sie das bei der nächsten Hitzewelle nachmachen, dürften Ihnen allerdings einiges Unverständnis blühen.
Mario Ludwig fasst auf jeweils wenigen Seiten die wesentlichen ungewöhnlichen Merkmale des genannten Tieres zusammen und beweist dabei einiges Geschick in der Auswahl der Tierarten: so ist ihm ein verblüffende Fakten unterhaltsam präsentierendes Buch gelungen, dem man einige Fotos mehr gewünscht hätte. Ein faszinierendes Sachbuch für jeden, der sich für die zuweilen aus menschlicher Sicht bizarren Überlebenstricks von Tieren begeistern kann.