Frankreich, irgendwo in der tiefsten Provinz. Wir sehen eine stillgelegte Eisenbahnstrecke auf Betonstelzen. Esther und Willy, ein junges, verliebtes Pärchen von sehr kindlichem Gemüt, sind unterwegs in einer weiter, flachen, von Ackerbau und verstreuten Industrieruinen geprägten Einöde mit zunächst unbekanntem Ziel, aber im festen Glauben, dass die welt untergeht. Willy hat ein Handy dabei, das die zwei zotteligen, wortkargen Altrocker Gilou und Cochise in ihrem großen schwarzen Pickup mit einem Tracker verfolgen, um es einem unbekannten Auftraggeber zurückzubringen.
Leider läuft es nicht gut für Gilou und Cochise. Das Handy ist oft aus und lässt sich schwer orten. Dann kommen ihnen auch noch eine Herzattacke, ihre Hilfsbereitschaft und ein sterbender Hirsch in die Quere. Ausserdem sind da noch ein paar wütende Provinzler, die eine Rechnung offen haben, der steinalte Besitzer eines heruntergekommenen Hotels, ein schräger Bestatter und Jesus, von dem niemand weiss, ob er der echte Jesus ist, obwohl er die passenden Wundmale hat. Ganz abzusehen von der Mumie im Schlafsack …
Bouli Lanners ist eine bemerkenswerte Tragikomödie gelungen, die in einer farblosen, von der Landwirtschaft verödeten und strukturschwachen Region irgendwo in Frankreich spielt. Gilou und Cochise, lederkluftig gewandete reife Herren mit rockiger Vergangenheit, reisen mit ihrem Auftrag in ihrem Riesenauto durch die karge Gegend dieses Films, der wie ein in eine abgeranzte Moderne versetzter Postwestern daherkommt: stillgelegte Fabriken, Provinzler, die zwischen einer sich dem Schicksal fügenden Haltung und der Wut der Abgehängten schwanken. Lanners Film verknüpft auf eine absurde, fast surreale Art mehrere Geschichten, ozziliert zwischen Verlorenheit, Gewalt, Erlösung und wie beiläufig gefundener menschlicher Wärme, bis zum Ende hin immer mehr die Botschaft dieses schrägen, zuweilen düsteren, aber immer komischen Filmes mit seinen kauzigen Überlebenskünstlern durchschimmert und der Zuschauer zusammen mit den ins Herz geschlossenen Protagonisten ins Abendrot … nein, nicht reitet, sondern fährt.
Ein melancholischer, mit lebensweiser Komik verbundener Film, der starke, eindringliche und auf seltsame Art schöne Bilder findet und sich en passant mit elementaren Dinges des Menschseins beschäftigt: der Einsamkeit, der Endlichkeit, dem Miteinander. Meisterhaft dabei der Spannungsaufbau, die ruhige Kameraführung, die sich auch lange Bildeinstellungen erlaubt und die Leistu8ngen der Schauspieler, die ihre Figuren mit großer Kraft und Empathie spielen. Für mich einer der schönsten Filme der letzten Monate, den ich sehr gerne empfehle.