Wenn das Thema Dinosaurier aufkommt, hat man als halbwegs sprachbegabtes intelligentes Wirbeltier natürlich sofort entsprechende Bilder von längst vergangenen Erdzeitaltern im Kopf: gigantische, relativ tumbe Riesenwesen, die in einen permanenten Kampf um fressen und gefressen werden verwickelt sind, stets hungrig umherstreifende Exemplare des Tyrannosaurus Rex, deren Annäherung man am zarten Beben des Bodens spürt, riesige Pflanzenfresser, die ihren meterlangen Schwanz schwerfällig hinter sich herschleifen. Und natürlich sind Dinosaurier alle tot. Der renommierte Biologe Bernhard Kegel führt uns nicht nur durch die Geschichte der Dinosaurierforschung, die schon immer eine Geschichte voller Missverständnisse und Fehlinterpretationen war, sondern bringt uns zugleich den aktuellen Forschungsstand näher: in den letzten Jahren haben verfeinerte Methoden verblüffende Erkenntnisse über die Dinosaurier und ihre mögliche Lebensweise hervorgebracht, die althergebrachte Vorstellungen über dne Haufen geworfen haben und auch das an durchaus zu Beginn wissenschaftlich unterstützten Filmen wie Jurassic Park geschulte populäre Bild dieser Tiergattung revidiert.
Dabei geht Kegel weit zurück in die Geschichte der Dinosaurierforschung, geht auf die legendären „Bone Wars“ des 19. Jahrhunderts ebenso ein wie auf den Forscherwettstreit zwischen Owen und Mantell in England. Er beleuchtet die Rolle von Künstlern im Bezug auf das wissenschaftliche, aber auch das populäre Bild der Dinosaurier und geht den Veränderungen nach, denen das Bild der Dinosaurier und ihr evolutionärer Stellenwert im Zeitverlauf ausgesetzt war. Spannend ist dabei auch, was Kegel über aktuelle Forschungsergebnisse einfliessen lässt, die sich moderner Methoden der Geologie und der Biowissenschaften bedienen und so ein revolutionär anderes aktuelles Bild haben entstehen lassen: Dinosaurier waren nicht nur bunt, sondern trugen mit hoher Wahrscheinlichkeit Federn – und sie sind mitten unter uns. Denn mittlerweile steht fest, dass die Vögel die letzten Nachfahren der Dinosaurier sind.
Natürlich bleibt in der Populärkultur das Bild der Dinosaurier als gewaltige Monster fest zementiert, da ein flauschiger T-rex oder ein bunt befiederter Velociraptor nur halb so gruselig wirken. Kegel beklagt das auch nicht, macht abr sehr deutlich, wie stark sich die aktuellen Forschungsergebnisse von den Darstellungen der Popkultur unterscheiden – und das alle Forschung zum Thema immer nur so lange aktuell bleibt, bis neue Methoden gängige Modelle umstürzen. In diesem Sinne ist Kegels Buch nicht nur ein überaus spannender Parforce-Ritt durch die Wissenschaftsgeschichte und aktuelle Dinosaurierforschung, sondern reflektiert zwischen den Zeilen auch darüber, wie Wissenschaft arbeitet. Vor allem aber vermag Kegel anschaulich und spannend zu beschreiben, wie wir uns die Dinosaurier und ihre Zeit nach dem derzeitigen Wissenstand vorstellen könnten und wie faszinierend und immer wieder überraschend die Forschung zu dem Thema ist.
Ein sehr empfehlenswertes Buch für alle, die sich für Dinosaurier als Teil der faszinierenden Geschichte des Lebens auf unserem Planeten interessieren.
Dieses Buch muss ich natürlich auch UN-BEDINGT lesen. Freu mich schon sehr drauf. Schöne Rezension. Liebe Grüße 🙂
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Merci vielmal (etwas verspätet) für deinen Kommentar und viel Spaß beim Lesen!
Liebe Grüße von
Jarg
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