Portland, Oregeon. Der traumatisierte Kriegsveteran und Witwer will lebt mit seiner Tochter, der 13jährigen Tom, im Forest Park, einem grossen öffentlichen Waldgebiet. Sie haben sich einen Unterstand gebaut und leben von dem, was der Wald ihnen bietet, und sehr seltenen Einkäufen in der Stadt von dem Geld, dass sie für Wills Schmerzmittel bekommen. Will ist bestrebt, seine und die Existenz seiner Tochter geheim zu halten, doch eines Tages werden sie durch einen Zufall entdeckt. Die Behörden nehmen beide in ihre Obhut und Will erhält die Auflage, sich einen festen Wohnsitz zu suchen, wenn er weiter mit Tom zusammenbleiben will. Zunächst gelingt dies auch und sie finden Unterkunft im kleinen Haus eines Farmers, der ihre Geschichte in den Medien verfolgt hat und als Gegenleistung lediglich Wills Unterstützung bei der Waldarbeit möchte. Doch trotzdem Tom sich gut eingewöhnt, Kontakte knüpft und die Gegenwart anderer Menschen wider eigenes Erwarten zu genießen beginnt, bricht Will mit ihr eines Nachts auf, um wieder im Wald zu verschwinden. Da ihr altes Versteck zerstört ist, führt Will die widerstrebende Tom tiefer in die Wildnis als je zuvor …
Debra Graniks Geschichte beruht auf Roman „My Abandonment“ von Peter Rock, der sich wiederum von einer wahren Geschichte aus dem Jahr 2004 inspirieren ließ. Granik erzählt die Geschichte zweier Außenseiten – des von seinen Traumen gebremsten, kaum zu Veränderung bereiten Will und seiner zwischen Kinder- und Erwachsenenwelt stehenden Tochter – unprätentiös und lässt ihr Zeit, sich zu entfalten. Dabei verzichtet sie auf dramatische Überzeichnungen insbesondere von Will, sondern beleuchtet mit viel Empathie das Leben von Vater und Tochter im Wald, ihre innige Beziehung, aber auch die langsam zutage tretenden Bruchstellen durch die zunehmende Sehnsucht Toms nach einem eigenen, anderen Leben außerhalb des Waldes. Ben Foster als Will überzeugt dabei mit seinem beherrschten, die inneren Konflikte der Figur subtil zutage treten lassenden Spiel und hat mit der jungen Thomasin McKenzie eine ebenbürtige Mitspielerin, die der zwischen Liebe und der Sehnsucht nach Eigenständigkeit, Erwachsenwerden und Gesellschaft schwankenden Tochter eine überzeugende Gestalt verleiht. Man merkt dem Film die sorgfältige Vorbereitung an: die Hauptdarsteller durchliefen ein Outdoortraining und die Regisseurin findet überaus plastische Bilder für den Wald, in dem die beiden leben.
Ein wunderbar melancholischer, leiser und authentischer Film , der vor der Kulisse der uramerikanischen Themen Krieg, Trauma und Einsamkeit eine Geschichte von zwei Außenseitern erzählt, die auf Mitgefühl und Unterstützung treffen. Für mich einer der schönsten Filme dieses Jahres, der zugleich ein etwas anderes Licht auf die zerrissenen Vereinigten Staaten wirft, die uns in diesen Zeiten weltpolitisch in so viel Unruhe stürzen. Für die ganze Familie ab etwa 12 Jahren ein etwas anderer Film, der lange nachwirkt und tief berührt.
Wirklich ein wunderbarer, nachhallender Film.
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