Ameisen zählen zu den überaus erfolgreichen Tieren: insgesamt 13000 Arten dieser seit mindestens 100, vielleicht sogar 130 Millionen Jahren existenten Tierfamilie wurden bisher erfasst und ihr Verbreitungsgebiet reicht von den Tropen und Subtropen teilweise bis in subarktischen Zonen. Ihr Zusammenleben in Staaten von 10 Tieren bis hin zu 20 Millionen, ihre Kommunikation, ihr Nestbau und ihre Arbeitsteilung machen sie zu ausgesprochen faszinierenden Tieren. Der Hamburger Illustrator Armin Schieb hat sich für seine Masterarbeit an der HAW Hamburg ein Buchprojekt über Ameisen vorgenommen, das jetzt vom Kosmos-Verlag veröffentlicht wurde und weit über das hinausgeht, was man bei einem solchen Projekt erwaten würde. Der großformatige Bildband bedient sein Thema mit über sechzig 3D-Grafiken, die in Verbindung mit erläuternden Texten äußerst plastisch und anschaulich in die Biologie der heimischen, auf der Liste der gefährdeten Tierarten stehenden Roten Waldameise einführen.
Dabei bleibt eigentlich kaum eine Frage unbeantwortet: Schieb thematisiert zunächst auf mehreren Seiten den Körperbau der Tiere, widmet sich dann allen mit der Fortpflanzung und Nestgründung verbundenen Aspekten, um danach Architektur und Bau des Nestes sowie die Veränderungen im Jahreslauf in den Blick zu nehmen. Breiten Raum nimmt dann auch das Auskundschaften des Waldes bin hin zur Orientierung und zum Nahrungsfund ein, ergänzt von der Straßenbildung. Ernährung, Arbeitsteilung und Nestwechsel bilden dann mit jeweils eigenen Kapiteln den Abschluss des Buches.
Armin Schieb gelingt es mit seinem stark visuell geprägten Ansatz nicht nur, die wesentlichen Fakten zur Biologie der Waldameise zu vermitteln, sondern vermittels seiner auch ästhetisch überaus ansprechenden Grafiken die Faszination für diese Tiere beim Betrachter zu wecken und das Interesse, sich vertiefend damit zu befassen. Wer wie der Rezensent die Gelegenheit hat, im heimischen Umfeld Waldameisennester in den verschiedenen Jahreszeiten beobachten zu können, wird die dort sichtbaren Abläufe und Strukturen mit anderen, kundigeren Augen betrachten. Eine überaus bereichernde Lektüre für jeden Naturfreund – und ein bibliophiles, schön ausgestattetes Schmuckstück dazu, das ich sehr gerne empfehle.