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Monsters / Regie u. Drehb.: Gareth Edwards. Darst.: Scott McNairy ; Whitney Able


Im Sonnensystem wurde durch eine Sonde der NASA ausserirdisches Leben entdeckt. Als die Sonde bei der Rückkehr zur Erde über dem Norden Mexikos abstürzt, breiten sich in kurzer Zeit riesige, krakenartige Lebensformen aus. Das Gebiet wird als sogenannte „Infected Zone“ gesperrt und mit riesigen Zäunen, an der Grenze zur USA sogar mit einer gigantischen Mauer gesichert. Regelmäßig und unter großen Verlusten versuchen die USA seither, durch Luftangriffe die Lage im Griff zu behalten.
Sechs Jahre nach den Ereignissen reist der Fotograf Andrew durch den Süden Mexikos. Sein Ziel: da es auch ausserhalb der Zone häufig zu Angriffen der fremdartigen Lebensformen kommt, will er Fotos der Opfer machen, um so das alltägliche Drama für die bevölkerung zu dokumentieren. Daher reagiert er nicht begeistert, als er von seinem Chef die Aufgabe bekommt, dessen Tochter Samantha sicher in die USA zurückzubringen. Doch der rettende Seeweg ist ihnen plötzlich versperrt und es bleibt ihnen nur eine Möglichkeit: sie müssen direkt durch die „Infizierte Zone“.
Die Männer, die unsere beiden Helden begleiten, scheinen zu ahnen, dass Gewalt kein Mittel sein kann, sondern eher gegenteilige Wirkung hat. Doch auch sie sehen letztlich kein anderes Mittel gegen die durch ständige Luftangriffe verstörten Kreaturen und zahlen einen hohen Preis dafür. Allein schlagen sich Sam und Andrew weiter Richtung USA durch – und neben ihrer langsamen Annäherung aneinander entdecken sie die andere Seite der Invasoren.
Der allen Anschein nach aufwändig gedrehte, jedoch nur mit einem kleinen Budget produzierte Film „Monsters“ zieht seine Spannung nicht aus vordergründigen Effekten, sind doch die krakenähnlichen Lebensformen im Film selten und dann oft nur in Andeutungen zu sehen (womit der Film im Ansatz „Cloverfield“ ähnelt). Andrew und Samantha reisen durch eine endzeitliche Parallelwelt, in der die menschliche Zivilisation einen aussichtlosen Kampf zu führen scheint gegen aggressiv erscheinde Invasoren. In atemberaubenden Bildern zeigt der ausgesprochen unaufgeregte Film das erschütternde Ergebnis der menschlichen Bemühungen, die fremden Lebensformen in Schach zu halten: Zerstörung, Tod und Verfall prägen die „Infizierte Zone“.
„Monsters“ spielt zum Glück kaum mit den Klischees des Spielfilmmotivs „Mensch gegen feindliche Kreatur“ und entwickelt seine Geschichte behutsam in zumeist wohltuend ruhigen Einstellungen vor einer Kulisse, in der atemberaubend Naturaufnahmen und zerstörte Zivilisationsrelikte dominieren und eine ausgesprochen surreale, intensive Atmosphäre geschaffen wird. Der Film verbindet geschickt die unsentimental erzählte Geschichte von Sam und Andrew mit sozialkritischen Elementen (die von Kritikern vor allem als subtile kritik an der Angst vor illegaler Einwanderung gedeutet werden) und einer surreal anmutenden Spekulation über extraterrestrisches Leben und eine mögliche Begegnung mit der menschlichen Spekulation. Die wenigen Gewaltelemente des Films, die zur FSK-Klassifizierung „Ab 16 Jahren“ geführt haben mögen, sind dabei nie Selbstzweck, sondern stehen im engen Kontext zur Handlung und zum Subtext des Films.
Ein faszinierender Film, der wie ein SciFi-Roadmovie daherkommt und einen mit eindrucksvollen Aufnahmen und einer unaufgeregten, aber sorgfältig und mit wachsender Spannung aufgebauten Geschichte in den Bann schlägt. Wie „Moon“ beschäftigt er sich kritisch mit Folgen typisch menschlichen Handelns: während „Moon“ das Recht des einzelnen Individuums auf ein selbstbestimmtes Leben als Thema verfolgt, geht Monsters der Frage nach, wie eine Begegnung mit dem Fremden aussehen könnte, verbunden mit der für den Zuschauer aufgeworfenen Frage, wie sie aussehen sollte, und zieht dabei eine Verbindung von extraterrestrischem Leben zum Fremden in uns selbst. Damit wird „Monsters“ zu einem Film, der über sein Genre hinausgreift.

10 Kommentare zu “Monsters / Regie u. Drehb.: Gareth Edwards. Darst.: Scott McNairy ; Whitney Able

  1. kommt sofort auf meine liste! Bin momentan eh so sehr im ausserirdischen fieber und da scheint ein nicht so bombastisch aufregender und mit alien durchpflückter leckerbissen zwischendrin ganz spannend 🙂

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    • Ich habe Avatar bisher nur auschnittsweise gesehen. Einen Vergleich würde ich da nicht ziehen, da „Monsters“ sich fast ganz auf die beiden Hauptdarsteller konzentriert und auch in der Tricktechnik zwar eindrucksvoll, aber zurückhaltend ist. Von daher nach meiner Einschätzung weder besser noch schlechter, sondern – anders! 😉

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      • Ich würde auch sagen, dass man „Monsters“ nicht mit „Avatar“ vergleichen kann. „Avatar“ ist sehr gut gemachtes Popcornkino (ohne die Botschaft des Films aus den Augen zu verlieren) und zeigt was mit dem damaligen Stand der Technik machbar war. Wie Jarg schon geschrieben hat, ist „Monsters“ hier sehr zurückhaltend. Die Gefahr durch die Aliens ist meistens spührbar, aber nur selten zu sehen. Bei „Avatar“ ist die Gefahr durch die Menschen immer präsent und wird mit eindrucksvollen Effekten dargestellt. Ich mag beide Filme. „Avatar“ wegen der eindrucksvollen Bilder und der Geschichte und „Monsters“ wegen der subtilen Gefahr, welche der Film ausstrahlt.

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  2. Ich mochte den Film auch sehr. Mir hat die von Dir angesprochene unaufgeregte Erzählweise imponiert. Sci-Fi Roadmovie gefällt mir als Versuch einer Einordnung. Vielleicht auch ein Abenteuerfilm mit Sci-Fi Elementen, die ja erst gegen Ende die Szenerie bestimmen. Ich fand es erstaunlich, wie bedrohlich, effektiv und atmosphärisch ein paar Schilder, Nachrichtenschnipsel und Militärfahrzeuge sein können. Für mich ein Beweis, dass weniger manchmal mehr ist und der Film dadurch glaubwürdiger und spannender wird. Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern passte meines Erachtens auch sehr gut, so dass ich den Film rundum gelungen fand und „Monsters“ jederzeit den Vorzug vor „Cloverfield“ geben und auch denjenigen empfehlen würde, die mit „Cloverfield“ nicht so viel anfangen konnten.
    Ein Film, in den ich mich richtig fallen lassen konnte!

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    • Das stimmt: weniger ist oft mehr, was man an diesem Film deultich sehen kann. Dann wird Dir „Moon“ auch gefallen, der fast schon Kammerspielcharakter hat und daraus eine enorme Tiefe gewinnt – eine enorme schauspielerische Leistung von Sam Rockwell!

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    • Der Film zieht seine Spannung vorwiegend aus dem, was man nicht sieht, was angedeutet wird. Vorgergründige Effekte hat die Geschichte nicht nötig, was den Reiz des Films enorm steigert. Viel Spaß beim Angucken!

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