Die 17 Jahre alte Eva fühlt sich wohl und geborgen im Kreise ihrer Familie, auch wenn alle etwas seltsam sind: der Vater, der plötzlich arbeitslos wird und mit Krawatte und Anzug im wald sitzend Bewerbungen schreibt, die kaufsüchtige Mutter, die lebenskluge Oma, die immer mal wieder ungestört im Bett sterben möchte, aber auch mal den Staubsauger sprengt oder Birkenblätter herbstgelb anmalt, und Onkel Bernie, der ewig von der Karriere als Musiker träumt und sich mit kleinen Gaunereien durchschlägt. Eva selbst hat das Tourette-Syndrom, aber in ihrer gewohnten Umgebung hat sie alles bis auf ein paar derbe Flüche gut im Griff: zur Schuke geht sie wegen ihrer Ticks nicht mehr und entspannt sich am besten im Wald bei de
Da eröffnet sich ihrem Vater plötzlich die Chance, in Berlin eine neue Stelle anzutreten. Ein Umzug steht ins Haus – und das ist das Letzte, was Eva gebrauchen kann. Also beschliesst sie, Geld zu verdienen, damit die Familie bleiben kann. Aber das ist gar nicht so einfach mit ihren Ticks: ihre bewerbungen scheitern sämtlich, ein Auftritt bei einem Castingwettbewerb mit dem schwungvollen Song „Arschlicht“ aus der Feder von Onkel Bernie scheitert und auch der Banküberfall endet im Fiasko. Wenn da nicht die Tasche voller Schwarzgeld von Bankdirektor Kühne wäre, die Eva in die Hände bekommt …
Andi Rogenhagens, die auf etlichen Festivals gezeigt wurde und einige Auszeichnungen einheimste, erweist sich als streckenweise poetisch inszeniertes, humorvolles Porträt einer Familie, in dem das Tourette-Syndrom der Hauptfigur neben den Alltagsneurosen der anderen fast schon banal wirkt. Der Film ist bis in die Nebenrollen treffend und gut besetzt und erzählt seine Geschichte mit großer Wärme und Sensibilität. Ganz wunderbar auch die schauspielerischen Leistungen von Renate Delfs als Oma Stumpf oder von Stefan Kurt als ewig erfolglosen Musiker und Kleinkriminellen Onkel Bernie. Jasna Fritzi Bauer in der Hauptrolle der Eva erfrischt mit ihrem unverstellten, freien Spiel und macht Hoffnung, dass man bald noch mehr von ihr auf der leinwand sehen kann. Eine schöne, leichtfüssige, sommerfrische Komödie nicht ohne Tiefgang.
Startseite » Scheibenwelt » Film » Ein Tick anders / Regie u. Drehb.: Andi Rogenhagen. Darst.: Jasna Fritzi Bauer, Waldemar Kobus, Victoria Trautmannsdorff …
Ich habe den Film im Rahmen des Festivals „Goldener Spatz“ vor kurzem sehen können. Ein wirklich toller Film! Die Schauspieler sind top und die Art, wie das Leben mit dem Syndrom dargestellt wird, sehr erfrischend. Ich wünschte nur, es gäbe mehr deutsche Produktionen, die so eine gute Qualität aufweisen würden.
Und dank dieses Artikels habe ich nun auch wieder die ganze Zeit den Titelsong im Kopf … 😉
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Ja genau, der Titelsong – der mit dem *****Licht … 😉 Einfach grandios und eingängig.
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Hallo Jarg,
wieder einmal eine ganz tolle Rezension, flott und mitreißend – gefällt mir sehr gut!
Liebe Grüße,
Sunelly Sims
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Hallo Sunnely Sims!
Gern geschehen!! Dann wünsche ich viel Spaß mit dem Film … 😉
Herzlich grüsst
Jarg
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