Startseite » Zitat am Freitag » Zitat am Freitag : Reich-Ranicki über den Tod

27 Kommentare zu “Zitat am Freitag : Reich-Ranicki über den Tod

  1. Hallo Jarg,

    „Wunschdenken“ ist die treffende Zusammenfassung und ein typischer „Ranicki“ auf eine Frage ohne Antwort.

    Denn die Frage nach einem Leben vor der Geburt stellt sich dann ja auch –
    In der Vergangenheit könnten doch eher Spuren unseres früheren Seins zu finden sein.
    Aber was könnten wir vorher schon gewesen sein? Eins ist klar: nicht wir selbst. Also interessiert diese Frage schon weniger und übersteigt unseren Horizont bei weitem.

    Und genauso sollten wir es mit der (naturgemäß) etwas zu egozentrischen Ausgangsfrage halten.
    Ist das Leben nach dem Tod ein zweiter Anlauf? oder findet es in für uns nicht wieder erkennbaren Umgebungsbedingen statt, ist also wirklich neu.
    Besäßen wir überhaupt ein Chance das zu erkennen?
    Wir werden ein Leben nach dem Tod nicht als eine Fortsetzung unseres jetzigen unter anderen Umständen erkennen. Also bleibt uns nur das Leben vor dem Tod.
    Und auf das sollten wir uns konzentrieren. Auch wenn es sich dennoch zigtausendmal wiederholen sollte……

    Betrachtet man diese Frage im gesamten Bogen der Evolution, so umfasst sie letzten Endes Alles.
    In diesem Zusammenhang ist eine Antwort schon eher vorstellbar aber noch weniger relevant für uns selbst.

    Kopf hoch, das Leben kann im hier und jetzt auch ganz schön sein………..

    (und vielen Dank für den freundlichen feedback auf meine maltechnischen Versuche : link) ).

    Like

    • Hi frankemmes,
      deshalb verweise ich ja auch in einem Kommentar zu diesem Posting auf Epikur – und denke auch, die Konzentration auf dieses eine Leben ist das Wesentliche – und ist die eigentliche Herausforderung an den behaarten, einigermaßen intelligenten Primaten namens Mensch.
      Außer Frage steht natürlich, dass wir alle Produkte einer ewigen Kette der Evolution (und den kosmischen Ereignissen davor) sind von den ersten organischen Molekülstrukturen bis jetzt – und das dies natürlich auch auf die Ausformung Konsequenzen hat, die jeder einzelne von uns in einem gegebenen Moment seines Lebens hat.
      Insofern macht mir der Tod auch keine Angst – und die Handlungsfreiheit (nicht Willensfreiheit, denn einen freien Willen haben wir nicht) eröffnet uns viele Mögichkeiten, unser Leben miteinander zu gestalten.
      Und wie heisst es schon bei Camus? „Man muss sich Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen“.
      In diesem Sinne grüsst herzlich
      Jarg

      Like

  2. Das stimmt sicher, was der Herr Reich-Ranicki da sagt und ist auch nicht neu, aber für das menschliche Denken ist der Gedanke, das es einfach aus ist, glaube ich, nicht wirklich vorstellbar. Ich denke, also bin ich. Wie soll ich mir vorstellen, nicht mehr zu denken? LG, Conny

    Like

      • Ich kenne mich mit ICEs nicht so gut aus. In Straßenbahnen oder im Regionalexpress stören die Flügel eher nicht. Bei Bedarf werden die halt eingeklappt. Im Alter von etwa 10 Jahren habe ich das Fliegen gelernt, vielleicht auch, weil ich solche Sprüche wie: „Wer weiß, wozu et gut is“ schon damals wunderlich fand. Siehe dazu auch das Programm: „Sach ma nix“ von H.D.Hüsch.

        Like

      • Die neuen ICEs sind da sehr restriktiv gehalten: Zugang nur mit Flossen. Getreu dem Motto: „Wer weiss, dass alles fließt, dem wachsen Flossen“ 😉
        HD Hüsch war natürlich genial …

        Like

      • Dachte ichs mir, das neue ist oft weniger. Mit Flossen kann man nur unter Wasser fliegen. Aber da kommen so selten ICEs vor. 😉

        Like

      • Bei fliegen und Wasser fällt mir zuerst der Manta ein oder Delphine. Egal, weil jetzt sind wir vom Sterben auf das Fliegen gekommen. Das gefällt mir.

        Like

  3. Da der Freitag ja noch nicht zuende ist, noch ein Zitat zum Thema:

    Eine junge Frau fragte mich einmal: „Ist für Sie mit dem Tod alles aus?“ Ich antwortete: „Es kommt darauf an, was Sie unter ‚alles‘ verstehen. Wenn Sie für sich ‚alles‘ sind, dann ist für Sie alles aus. Wenn nicht, dann geht alles weiter. (Dorothee Sölle, Theologin)

    Like

    • Das allerdings denke ich auch. Mit mir ist es dann zwar aus … aber für die anderen geht es weiter und das Leben auf diesem Planeten sowieso (wenn man opimistisch davon ausgeht, dass es den Menschen überleben wird) 😉

      Like

      • Ich denke, Dorothee Sölle hat da noch was anderes im Sinn. Denn sie hat ja eben nicht gesagt, dass „nur“ mit den anderen alles weiter geht. Entscheidend ist vielmehr, ob man sein eigenes Leben für „alles“ hält oder sich schon zu Lebzeiten so mit dem „anderen“ verbunden fühlt, dass man auch mal von sich absehen kann. Genau da fängt das philosphische wie theologische Denken an, sehr spannend zu werden (Bestimmt wird die BZ-Lektorin für Religion 2013 zum 10. Todestag der kritischen Theologin einen neuen Sölle-Titel im Angebot haben. Lesenswert!) Die einfache Formel: Mit mir ist es aus aber mit den anderen geht es weiter, reicht da nach meinem Verständnis nicht aus.

        Like

      • Das Sölle als Theologin so argumentiert, kann ich natürlich nachvollziehen, schliesslich sucht sie darin eine Begründung für den eigenen Glauben. Ich selbst gehe da als überzeugter Atheist vom evolutionären Humanismus aus, wie Schmidt-Salomon ihn recht gut darstellt im „Manifest des evolutionären Humanismus„: Da braucht es keine Religion. kein tradiertes Konzept von Gut/Böse, um als Menschen verantwortlich, respektvoll und empathisch miteinande und mit den Mitlebewesen umzugehen und im Bewußtsein vergangener und künftiger Generationen zu leben. Übrigens ein sehr beliebtes Buch, dass leider in Schleswig-Holsteins Bibliotheken nur zweimal vorhanden ist 😉

        Like

    • Worauf sollte sich die Hoffnung richten? Leben ist hier und jetzt. Danach ist nichts und war nie was. Und das Alter, aus dessen Blickwinkel er mit 92 Jahren diese Aussage macht, ist durchaus eine beschwerliche Angelegenheit. Da wird nichts besser, wenn der Körper schwächer wird … und dem schaut er ins Auge.

      Like

      • Wir Nicht-Atheisten wissen einfach, dass es besser kommt ;).
        Es wurde uns versprochen – und daran glauben, halten wir uns fest.

        Lieben Gruss – sonja

        Like

      • Ob vor oder nach diesem Leben etwas vorhanden ist, gelinde gesagt, es ist gleichgültig. Jemand, der das Warschauer Ghetto überlebt hat muß Hoffnung haben. Wenn das nicht der Fall ist zerbricht so ein Mensch. (Beispiele dafür gibt es ja auch genug.) Ich glaube von Moses wird berichtet, das der alt und lebenssatt strab. Das ist kein Überdruß und hat, so denke ich, mit Demoralisierung nun gar nichts zu tun. Wenn etwas gut so ist, wie es gekommen ist, dann kann man auch loslassen. Sonst muß man noch etwas erledigen und man kommt nur schlecht „von der Welt“.

        Like

  4. Nö, gar kein sinnvolles Wunschdenken, denn das Leben im Hier und Jetzt als Teil einer 4 Milliarden Jahre alten Lebensgeschichte auf diesem Planeten kann sehr sinnvoll sein, wenn man es zu leben versteht 😉
    Aber klar, mag für manchen ein tröstlicher Gedanke sein … sinnvoll insofern nicht, als er viele davon abhält, ihre Kraft auf die Änderung der gegenwärtigen Verhältnisse zu lenken.

    Like

Hinterlasse eine Antwort zu ullli23 Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..