Bücher üner den Körper vermitteln einem Wissen über den Körper. Sonst nichts. So sollte man meinen und zunächst lässt einen der Titel „Die Vermessung unseres Körpers“ genau das erwarten. Doch Brian Cleggs Buch geht weit darüber hinaus: er nimmt unseren Körper, seinen Aufbau, seine Entwicklung und seine Fähigkeiten zum Anlass, weit über unseren Körper hinaus zu blicken.
So führt er uns – buchstäblich aufgehängt an einem menschlichem Haar und seiner Struktur – zum Aufbau der Materie bis zu den kleinsten Teilchen, dem „Sternenstaub“, aus dem wir bestehen. Er widmet sich dem Aufbau der Körperzellen, um über die schwierig zu beantwortende Frage, was eigentlich „lebendig“ heisst, über die Genetik und Epigenetik bis in den Bereich der Photonen und neutrinos vorzudringen – und verblüfft uns mit der Ereknntnis, dass unsere Haut Wärme nicht spürt, sondern „sieht“: in Form der von der Wärmequelle ausgehenden Infrarotstrahlung nämlich.
Das Auge wird der Ausgangspunkt von betrachtungen über die Wellennatur des Lichts und die theoretisch vorhandene Möglichkeit von Zeitreisen mit ihren physikalischen Dimensionen. Die Auseinandersetzung mit unserem Stoffwechsel führt uns dann über Gravittaion und elektromagnetische Kraft bis zur Raum-Zeit-Krümmung. Clegg entlarvt unser Gehirn als durchaus einzigartige Entwicklung im Tierreich, zeigt aber auch deutlich seine Grenzen auf und weist nach, dass unsere Wirklichkeit in Wahrheit eine Konstruktion ist, die erst im Gehirn entsteht in der Auswertung von Sinneseindrücken, die erst im Kopf zur einem Bild der Realität geformt werden – und zwar dem Bild, was uns mit unseren spezifischen Eigenschaften möglich ist und sich fundamental vom Weltbild einer Biene unterscheidet.
Am Ende geht er auf unseren Stammbaum ein, die Evolution und die dahinterliegenden Kräfte der genetik und der nicht weniger wichtigen Epigenetik – und führt damit das Buch zum Höhepunkt und Abschluss, fodert er uns doch auf, beim Blick in den Spiegel zu staunen über das, was wir sehen: ein aus Sternenstaub bestehender Körper, aktuelle Ausformung in einer unendlich erscheinenden Kette von biologischen Vorgängern bis hin zu jenen ersten Lebensformen vor 3 Milliarden Jahren.
Das Wunderbare an Cleggs Buch ist nicht nur, dass er den Blick von unserem Köroer und seinen Funktionen und Strukturen auf größere und kleine Dimensionen richtet und dabei en passant naturwissenschaftliche Grundlagen wie Quantenphysik, Evolution und Genetik erläutert: zugleich reichert er sein Buch mit etlichen spannenden Experimenten an, die über seine Webseite abrufbar sind. Ein ebenso amüsantes wie intellektuell bereicherndes Buch für alle, die sich für Natur und Naturwissenschaften interessieren.
Das Buch steht auch schon länger auf meiner Wunschliste… und Du machst es einem nochmal extra schmackhaft, es klingt wie ein Must Have 😀
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Danke schön! Und gegebenenfalls viel Freude beim Lesen – ich war oft bass erstaunt!
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😀 wird bestimmt unterhaltsam so wie Du es beschreibst
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Ja, und verblüffend zugleich!
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