Dylan Mint ist 16 Jahre alt und leidet unter dem Tourette-Syndrom. Sein Vater ist Soldat in Afghanistan, seine Mutter in letzter Zeit seltsam, da sie oft heult und oft Besuch von einem Taxifahrer namens Tony bekommt, der sein Auto frech auf Dads Parkplatz abstellt. Sein bester Kumpel ist der unter Asperger leidende Pakistani Amir, den Dylan gegen jede Form von Rassismus verteidigt. Seine Krankheit, die immer wieder zu unwillkürlichen Ticks und unflätigen Ausbrüchen führt, nennt er Mr. Dog, als wäre sie ein bellender, fluchender, tobender Hund.
Als wäre seine Krankheit nicht genug Belastung, erfährt Dylan plötzlich, dass er nur noch ein halbes Jahr zu leben hat. Verzweifelt beschliesst Dylan, sich drei Dinge für seine letzten sechs Monate vorzunehmen: er will seinen Vater aus dem Krieg zurückholen, für Amir einen neuen besten Freund finden und wenigstens einmal Sex haben – am besten mit Michelle Malloy, die so schön fluchen kann. Sofort macht er sich an die Arbeit, seine Liste zu verwirklichen. Doch das ist gar nicht so einfach, denn das Leben kommt ihm ständig in die Quere – und plötzlich ist und wird alles ganz anders, als er je geahnt hätte.
Brian Conaghan ist mit seinem zweiten Roman eine konsequent aus der besonderen Perpektive des Protagonisten erzählte Geschichte gelungen. Durch die authentisch wirkenden Selbstreflexionen und Schilderungen Dylans, in denen Conaghan die Tourette-Erkrankung des Jungen auch sprachlich und stilistisch sichtbar macht, fühlt sich der Leser nach anfänglicher Gewöhnung rasch in die Welt Dylans versetzt, der stets und ständig versucht, seinen „Mr. Dog“ unter Kontrolle zu halten und doch nicht viel gegen seine Ausbrüche in den ungünstigsten Momenten tun kann. Überzeugend arbeitet der Autor mit großer Empathie für die gehandicappten Menschen dieser Welt Dylans Besonderheiten heraus und lässt den Leser, der sich längst mit dem rasend erzählenden Helden identifiziert hat, mit zunehmender Spannung mitfiebern, wie die Geschichte wohl ausgehen mag – und bietet ein überraschendes, vielschichtiges Ende.
Witzig, voller Wärme und Mitgefühl und doch schonungslos offen und direkt erzählt Conaghan seine Geschichte. Ein ausgesprochen empfehlenswerter Roman und eine Coming-of-Age-Geschichte der besonderen Art, die ich kaum aus der Hand legen mochte.