Der 14jährige Henrik ist ohne Vater aufgewachsen: immer an seiner Seite war sein mittlerweile 31 Jahre alter Onkel Simon, der für ihn Freund, Vaterersatz und Bruder zugleich war und ihm viele Bereiche des Lebens erschlossen hat. Jetzt wird Henrik langsam erwachsen und muss miterleben, wie der scher erkrankte Simon, der noch nie eine Frau geliebt hat, dem Tode immer näher kommt.
Dabei könnte dies der wunderbarste Sommer seines Lebens sein, hat sich Henrik doch in die schöne Kjersti verliebt. Jetzt ist sie im Urlaub in Italien und der schüchterne Henrik ist unsicher, ob er bei ihrer Rückkehr die Initiative ergreifen soll, obwohl er deutlich spürt, dass mehr in der Luft liegt zwischen ihm und Kjersti als Freundschaft.
Henrik ist hin- und hergerissen zwischen seinen aufwühlenden Empfindungen Kjersti gegenüber und seiner tiefen, mit Schuldgefühlen verbundenen Traurigkeit über den immer schlechter werdenden Zustand seines Onkels. Darf er glücklich sein, während sein Onkel im Sterben liegt, sein Onkel, der ihm alles beigebracht hat, was ein Mann wissen muss und doch selbst noch nie mit einer Frau „getanzt“ hat.
Während Henrik mit seinen widerstreitenden Gefühlen kämpft, hilft ihm seine Zuneigung zu Kjersti am Ende doch, mit dem sich immer stärker abzeichnenden sicheren Verlust von Simon fertigzuwerden.
Der 1982 in Seoul geborenen norwegischen Schriftsteller hält in seinem ausgesprochen poetischen Roman gekonnt die Balance zwischen der Liebesgeschichte und der damit verschränkten Erzählung über den Abschied von einem geliebten Menschen. Die Gegenwart des Sommers wird durch Rückblenden in das Frühjahr und den Winzer ergänzt in dieser ganz aus der Sicht des Protagonisten erzählten Geschichte. Geschichte verknüpft der Autor Henriks Beobachtungen vom Verfall Simons mit seinem stetig wachsenden Empfindungen gegenüber Kjersti. Tjonn bleibt dabei bei aller Offenheit und manchmal Härte dem Thema Krebs und Tod gegenüber immer einfühlsam und empathisch und lässt den Leser tief in die Gefühls- und Gedankenwelt von Henrik eintauchen, der am Ende erkennt, dass man trotz tiefer Traurigkeit glücklich sein und das Leben schön finden darf.
Ein tief berührendes Buch, das swowohl eine bezaubernde Liebesgeschichte als auch ein bewegender Roman um Sterben und Abschied ist.