Das Buch als Parallelwelt ist ja schon öfter Thema im Roman gewesen – am gelungensten vielleicht in den Thursday-Next-Romanen von Jasper Fforde, die ich hier unlängst vorgestellt habe. Mechthild Gläser widmet sich mit „Die Buchspringer“ der gleichen Fantasie: ihre protagonistin Any verbringt widerwillig mit ihrer Mutter die Ferien auf der fiktiven abgelegenen schottischen Insel Stormsay.
Zu ihrem Erstaunen erfährt Amy, dass sie einer Familie entstammt, die seit vielen Generationen fähig ist, in Bücher zu „springen“ und durch die Welt der Literatur zu reisen. Heimlich unternimmt Amy mehr Reisen, als ihr eigentlich erlaubt sind. Doch eines Tages stellt sie fest, dass in den von ihr bevorzugt aufgesuchten Büchern Figuren und Handlungsstränge verschwinden. Als es dann auch noch einen Todesfall auf Stormsay gibt, unternimmt Amy alles, um der Sache auf den Grund zu gehen: zusammen mit Will, einem anderen Buchspinger, und Goethes dauerdeprimierten Werther macht sie sich auf die gefährliche Suche, um den Mord aufzuklären und die Literatur zu retten.
Mechthild Gläser bekommt nach eigenen Angaben ihre besten Ideen bei einer Tasse Pfefferminztee. Offenbar hatte sie einige Tassen intus, als sie begann, dieses Buch zu schreiben: man folgt gerne der spannend aufgebauten, sorgfältig konstruierten und auch sprachlich gut geschriebenen Geschichte um die widerspenstige Heldin Amy, die nicht nur die Buchwelt rettet, sondern auch noch das Geheimnis ihrer Herkunft lüftet. Auch wenn Gläser auf gut 375 Seiten nicht an die Vielbödigkeit (und den absurden Witz) der Thursday-Next-Bücher heranreichen kann, ist ihr eine wunderbare Geschichte gelungen, die mit dem Gedanken einer literarischen Parallelwelt gekonnt spielt und mit Amy weiblichen Leserinnen eine starke Indentifikationsfigur bietet.
Spannende Lektüre mit Niveau für Leserinnen und Leser ab etwa 12 Jahren
Erinnert sehr an Cornelia Funkes großartige Tintenwelt Trilogie. Dort verschwinden die Protagonisten auch in Buchwelten…
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Ah, siehst Du: die Tintenwelt-Trilogie habe ich noch nicht gelesen. Aber die Kinder sind alterstechnisch nicht mehr weit davon entfernt – es besteht also Hoffnung.
Mit allen guten Wünschen für die Weihnachtstage und das neue Jahr grüßt Dich herzlich
Jarg
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Danke für diesen Lesetipp. Ich lese immer mal wieder gern Titel aus der Abteilung Kinder- und Jugendliteratur. Vielleicht hätte ich sogar das Buch gekauft, wenn ich es schon einmal gesehen hätte. Das Cover ist nämlich sehr, sehr schön. Viele Grüße
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Hallo Constanze, ein echter Schmöker, den man gut so weglesen kann! Herzlich grüßt
Jarg
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