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Jargsblogs beste Scheiben : Nachlese Film 2016

Die Filmauswahl auf fünf zu beschränken, erwies sich für diese Nachlese der besten Filme, die ich im ablaufenden Jahr geschaut habe, als überaus schwer. Daher sind es jetzt doch relativ spontan und entsprechend dem radikal-subjektiven Ansatz dieses Blogs sieben Filme geworden, die allerdings durchaus herausragen aus den vielen guten Filmen, die ich dieses Jahr gesehen habe.

Fúsi ist Mitte Vierzig, extrem übergewichtig, wortkarg und lebt noch bei seiner Mutter. Er, arbeitet als Gepäckpacker auf dem Flughafen von Reykjavik, nimmt nie Urlaub und war auch noch nie auf Reisen. Von seinen Kollegen wird er wegen seiner Statur und seiner Unerfahrenheit mit Frauen gemobbt und verbringt seine Freizeit mit dem Nachstellen von Weltkriegsschlachten im Modell, mal allein, mal mit seinem einzigen Freund. Eine Freundin hatte der gutmütige Fúsi tatsächlich noch nie, hat sich aber in seinem Leben eingerichtet, hinterfragt es nicht und lässt es seinen gewohnten Gang gehen. Doch dann bekommt er ein Geschenk, dass er eigentlich nicht will … und alles beginnt sich zu ändern. Gebannt verfolgen wir Fúsis Geschichte, ihre zuweilen buchstäbliche Schwere und Traurigkeit, müssen unwillkürlich glücklich und aus tiefstem Herzen lachen, weil wir uns einen besonderen Moment lang für ihn freuen, um im nächsten die Tränen in den Augen zu haben, wenn der feine Sinn, den er entwickelt, plötzlich ins Leere zu laufen scheint. Für mich einer der, wenn nicht der schönste Film, den ich bisher in diesem Jahr gesehen habe. Ein Film, der lange nachwirkt und in seiner Mischung aus Tragödie und feinem Humor meisterhaft gemacht ist. (Zur vollständigen Rezension geht es hier).

Der unternehmungslustige und frivolen Sprüchen zugeneigte ehemalige Chirurg Mitch überredet seinen zurückhaltenden ehemaligen Schwager Colin, zusammen eine Flugreise nach Island zu machen. Colin ist zunächst nicht begeistert von der Idee, reist aber schliesslich doch mit. Mitch, der den Trip bezahlt, mietet ein großes Auto und die beiden so unterschiedlichen alten Herren ziehen über die Vulkaninsel, entdecken Nachtclubs und die Schönheiten der Natur. Während ihrer Abenteuer auf der rauen Insel treffen sie nicht nur schrägen Type und schöne Frauen, sondern geraten auch mehr als einmal heftig aneinander. Der Roadtrip wird für beide zu einer Auseinandersetzung mit dem Alter, der Freundschaft und die Kürze des Lebens. Ein Film mit ganz eigenem Charme gelungen, der gut ausbalanciert ist zwischen Komik und Ernst und lange nachwirkt.(Zur vollständigen Rezension geht es hier).

Alpenrand, 1960er Jahre. Der zwölfjährige Lukas spricht schon seit einer Weile nicht mehr mit seinem Vater, dem rauhen Bergbauern Keller. Beide leben und arbeiten nebeneinander her in der Bergeinsamkeit. Als Lukas in der Nähe einer Felswand ein Steinadlerküken findet, das von seinem Adlerbruder außen Nest gestoßen wurde, versteckt er ihn in ihrer alten, niedergebrannten Hütte vor seinem Vater, der Adler gnadenlos verfolgt. Mit Unterstützung des alten Försters Danzer gelingt es ihm, den Vogel großzuziehen. Lukas empfindet große Zuneigung zu dem Abel genannten Adler – eine Zuneigung, die ihm vom ruppigen Vater verwehrt wird, von dem er sich weiter entfernt. eine seltene und zutiefst bewegende Mischung aus Drama und Naturfilm, die mit spektakulären Tier- und Naturaufnahmen aufwartet, dabei aber die erzählte Geschichte mit feinem Schauspiel überzeugend und subtil entwickelt. Ein Film, der einen mit seiner subtil und feinfühlig erzählten Geschichte tief berührt. (Zur vollständigen Rezension geht es hier).

Sieben Jahre sind vergangen, seitdem Jane mit ihrem Mann Bill „Ham“ Hammond vor den brutalen „Bishop Boys“ und ihrem Anführer, dem sadistischen John Bishop, geflohen ist. In New Mexico hat sie mit Bill ein neues Leben angefangen und mit ihm eine Tochter bekommen. Doch Bishop und seine Leute haben sie aufgestöbert. Als „Ham“ mit acht Kugeln im Rücken vor der Bande flieht und lebensgefährlich verletzt heimkehrt, beschließt Jane, alles zu tun, um das Leben ihrer Familie zu retten. Sie besorgt sich Waffen und es gelingt ihr, ihren alten Verlobten Dan Frost um Hilfe zu bitten, obwohl die beiden sich durch Dans lange Abwesenheit im Krieg weit voneinander entfernt haben. Sie verschanzen sich mit dem um sein Leben kämpfenden Ham auf der Ranch – wohl wissend, dass Janes unbedingter Überlebenswille allein gegen die Bishopbande nicht ausreichen wird …. Ein spannender Neo-Western, schön fotografiert und gespielt, dabei trotz filmisch notwendigen brutalen Gewaltszenen nicht ohne Tiefe und mit einem durchaus überraschenden Ende. Bestes Popcornkino also.(Zur vollständigen Rezension geht es hier).

Ein abgelegenes Tal in Island. Eigentlich haben Gummi und sein älterer Bruder Kiddi, zwei bärtig-zottelige, Wollpullover tragende alte Männer, viel gemeinsam: beide halten Islandschafe einer alten Rasse und gewinnen oft Preise mit ihren Tieren. Doch die alten Männer haben seit vierzig Jahren kein Wort mehr miteinander gewechselt und tauschen allenfalls im Notfall mal kurze Zettelbotschaften über Kiddis Hund aus. Erst als eines von Kiddis Tieren Scrapie bekommt und alle Schafzüchter im Tal ihre Tiere töten lassen müssen, kommt Bewegung in das Schweigen. Denn Gummi behält heimlich ein paar Tiere …
Hákonarsons erzählt seine Geschichte unprätentiös, pathosfrei, fast schon lakonisch und gibt ihr Raum, sich langsam zu entfalten und an Tiefe zu gewinnen. Ebenso wie Balthasar Kormakur in „The Deep“ setzt er auf ein existentielles Thema: hier die jahrelang verschütette Verbindung zweier Brüder, die erst durch Krise und die Rauheit der Natur wieder zum Vorschein kommt. Leiser Humor ist dabei kennzeichnend für diese letztlich tragische Geschichte, die auf eine Weise endet, die den Zuschauer erschüttert zurücklässt, nicht wissend, ob es gut oder schlecht ausgeht für die beiden Brüder. Ein ebenso berührender wie trauriger Film vor der grandiosen Kulisse Islands. (Zur vollständigen Rezension geht es hier).

Der Biologe und Ingenieur Mark Watney gehört zur sechsköpfigen Crew von Ares 3, der dritten, akribisch und aufwändig vorbereiteten bemannten Mission zum Mars. Am sechsten Tag nach der Landung wird die Crew durch einen außergewöhnlich schweren Sandsturm gezwungen, überstürzt das Basislager zu verlassen, die Mission abzubrechen und mit dem Marsrückkehrmodul und dem in der Umlaufbahn befindlichen Raumschiff Hermes den Rückflug zur Erde anzutreten. Auf dem Weg zum Rückkehrmodul wird Watney verletzt und von den anderen getrennt: im Glauben, er sei tot, fliegt die Crew zurück zur Erde. Mark Watney überlebt jedoch. Ihm gelingt es, sich zurück in die Basis zu retten. Nüchtern zieht er Bilanz und stellt fest, dass er keinen Kontakt zur Erde bekommen kann und für maximal dreihundert Tage Lebensmittel hat. Ein dramatischer Überlebenskampf beginnt …
Am Ende bleibt der Zuschauer beeindruckt und bewegt zurück nach über zwei Stunden, in denen sich im Überlebenskampf auf einem lebensfeindlichen Planeten immer wieder das Wunder des Lebens auf der Erde sichtbar wird – aber auch die Neugier des Menschen auf die Welt da draussen, die ihn solche Risiken eingehen lässt. Eine wunderbare Literaturverfilmung!
(Zur vollständigen Rezension geht es hier).

Als seine Mutter stirbt, kehrt ein junger Musiker aus London nach Dublin zu seinem Vater zurück. Er repariert in dessen Laden Staubsauger, verdient sich nebenbei ein wenig Geld als Straßenmusiker, immer noch mit leiser Hoffnung, eines Tages Profimusiker sein zu können, und verarbeitet in seinen Liedern die schmerzliche Trennung von seiner Freundin. Eines Tages trifft er eine tschechische Immigrantin, die sich und ihre zweijährige Tochter mit Blumenverkaufen und einem Putzjob mehr schlecht als recht über Wasser hält, selbst aber eine gute Pianistin ist. Der Film dreht sich ganz um die beiden Hauptdarsteller Glen Hansard und Markéta Irglová und handelt von der verbindenden Liebe zur Musik und der Kraft, die sie zu geben vermag. Wunderbares, tief berührendes Kino für Menschen, die Musik ebenso lieben wie schöne, gut erzählte Geschichten.
(Zur vollständigen Rezension geht es hier).

2 Kommentare zu “Jargsblogs beste Scheiben : Nachlese Film 2016

  1. Danke für die famose Zusammenstellung, Jarg! Du sorgst ja ganz allein dafür, dass Island ein immer beliebteres Reiseziel wird. 😉 (Nebenbei: Das Cover von „Virgin Mountain“ ist gleich zwei Mal in die Rezi gerutscht.)

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    • Gern geschehen. Und danke für das Kompliment und den Cover-Hinweis: habe dem Redaktionspraktikanten zwei Stunden Aufräumen aufgebrummt und den Fehler korrigiert.
      Einen zauberhaften Abend wünscht dir
      Jarg

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