Es ist ewig her, dass ich mal in den Niederlanden war: als ich dreizehn Jahre alt war, machten meine Eltern mit mir eine Städtereise, die unter anderem auch nach Amsterdam führte. Ich kann mich noch intensiv an eine Grachtenfahrt und die Betrachtung von Rembrandts Nachtwache erinnern.
Seither war ich nicht mehr dort, betrachte das kleine Land mit seinem findigen, starken Völkchen aber immer wieder mit Bewunderung und Erstaunen: nicht nur bei der Landgewinnung nötigen einem die Niederländer ja Respekt ab: beim Radverkehr setzen sie seit Ewigkeiten Massstäbe – und auch in der Gestaltung ihrer Gesellschaft scheinen mir die Niederlande oft aus der Ferne betrachtet bessere Wege miteinander zu gehen als wir in Deutschland. Von daher stellte das Buch eine gute Vorbereitung abseits üblicher Reiseführer auf unseren mehrtägigen Aufenthalt in Dordrecht im Rahmen des Sommerurlaubs dar.
Tilmann Bünz hat seit langem Verbindungen zu den Niederlanden, reiste bereits als Teenager allein dorthin, verbrachte seinen Zivildienst dort und hat über die Jahre intensiv Einblick in das öffentliche und private Leben der Niederlande nehmen können. In seinem Buch – einer Mischung aus Reisebericht und Landeskunde – vermittelt er auf kundige, von feine, Humor geprägte Weise wissenswerte, zum Teil erstaunliche Fakten über die Niederlande, die Mentalität ihrer Bewohner, ihren Blick auf die Welt und ihre Lebensart.
Zwangsläufig kommt dabei auch das Verhältnis zum grossen Nachbarland Deutschland zur Sprache, dass nicht immer einfach war und durch die deutsche Besetzung während des zweiten Weltkriegs auch dunkle Seiten hat, die sich lange im Verhalten der Niederländer gegenüber Deutschen widergespiegelt haben. Bünz sind hier starke Veränderungen aufgefallen: gab es früher aufgrund der geschichtlichen Erfahrungen eher einen skeptischen Blick auf Deutschland, hat sich das Verhältnis mittlerweile entspannt, wird Deutschland in manchen Bereichen sogar anerkennend betrachtet und inzwischen auch gern bereist.
„Fünf Meter unter dem Meer“ ist ein wunderbares Buch, dass sich wohltuend von mehr faktenorientierten Landeskunden abhebt und einen tiefen Einblick in Lebensart, Mentalität und Gesellschaft unseres Nachbarlandes bietet: Bünz versteht es, zu erzählen und persönliche Erlebnisse in Verbindung mit wissenswerten Informationen zu einem lebendigen Bild dieses kleinen, bemerkenswerten Landes und seiner Bewohner zu verweben. Ein schönes Lektüreerlebnis nicht nur für jene, die in die Niederlande zu reisen beabsichtigen, sondern für alle, die an sich für andere Länder und kulturelle Unterschiede interessieren.
Das klingt nach etwas, was ich mir lange schon gewünscht habe. Danke! 🙂
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Viel Spass bei der Lektüre wünscht Dir
Jarg, für den das Buch eine gute Vorbereitung für den ersten Niederlandebesuch mit den Kindern war
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