
Mitte der 50er Jahre fährt Stevens, alternder Butler auf Schloss Darlington Hall, mit dem Auto seines Chefs nach Cornwall, um die ehemalige Arbeitskolegin Miss Kenton zu besuchen und sie zur Rückkehr nach Schloss Darlington Hall zu überreden. Die Reise wird zu einer Reise in die Erinnerung an die Vorkriegszeit, als Stevens, der an Pflicht und Würde glaubt und zu menschlicher Nähe unfähig ist, Chefbutler auf dem Landsitz des von ihm verehrten, mitltlerweile verstorbenen Lord Darlington war. Damals fühlte er sich von Miss Kenton angezogen, war jedoch nicht in der Lage, auf ihre vorsichtigen Annäherungsversuche einzugehen, bis sie den Landsitz verliess. Ganz der Erfüllung seiner Aufgabe und dem Stolz der vermeintlichen Bedeutung des Lords für die Weltpolitik hingegeben, erkennt er nicht die problematische Rolle Darlingtons, der sich von den deutschen Nationalsozialisten instrumentalisieren liess. In den Rückblenden während seiner Reise zu Miss Kenton erkennt er seinen Selbstbetrug und die verpassten Chancen, seinem Leben eine Wende zu geben. Hervorragend geschriebener, sprachlich und in der Komposition beeindruckender Roman von Ishiguro um einen alternden Butler und die traurige Bilanz eines bisher als sinnvoll empfundenen Lebens, das in Wahrheit vollkommen der Funktion des Dieners untergeordnet war.
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