
Nordjütland, in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts. Jesper und seine drei Jahre jüngere, am Anfang der Erzählung 13 Jahre alte Schwester wachsen in beengten Verhältnissen in einer nordjütländischen Kleinstadt auf: Jesper, politisch aktiv und ein wacher, belesender Geist, und seine ebenfalls bücherliebende, erleben die Besetzung Dänemarks durch die Nazis. Jesper, der im Widerstand tätig ist, träumt von Marokko, während seine Schwester „Sehnsucht nach Sibiren“ hat. Die tiefe Geschwisterbeziehung wird jäh auseinander gerissen, als Jesper Hals über Kopf vor den Deutschen fliehen muss. Die Schwester flieht nach dem Krieg ebenfalls und strandet unter anderem in Oslo, da es für London nicht reicht. Sie wird zu einer selbstbewussten, emanzipierten Frau. Immer bleiben die Erinnerung an den offenbar verschollenen Bruder und Sibirien. Schliesslich wird sie schwanger, kehrt nach Dänemark zurück und trifft ihre Eltern in aufgrund einer schrecklichen Nachricht desparater Stimmung an.
Petterson erzählt die von Ina Kronenberger hervorragend vom Norwegischen ins Deutsche übertragene Geschichte einer tiefen Geschwisterliebe bis zum unglücklichen Ende in einer wunderbaren Sprache, die allein das Buch zum Genuss macht. Jesper und seine Schwester wachsen einem ans Herz, ohne dass Petterson je in die Kitschkiste greift oder pathetisch wird. Er bleibt fast lakonisch im Schildern der Ereignisse aus der Sicht einer ältere Frau. Ein trauriger Roman voller Kraft und Hoffnung! Ich habe ihn sehr gerne gelesen und empfehle ihn ebenso gern.
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