“… gerächt ist nicht gerecht, Rache nicht Gerechtigkeit … Je primitiver ein Mensch, je ahnungsloser, unbelehrter, und sei er noch so gelehrt, desto lauter das berüchtigte Rübe-ab-Gebrüll, ohne tieferes Verständnis für die Gründe und Abgründe eines jeden von uns, des Glücklichen wie des Unglücklichen“
Karlheinz Deschner, deutscher Religions- und Kirchenkritiker (*1924)
Guter und prinzipiell richtiger Ausspruch, trotzdem:
wie schafft es selbst ein Mann (oder Frau) der Kirche, gleichzeitig Gründe und Abgründe in aller Tiefe zu verstehen?
Ich glaube, das muß er seinem obersten Chef überlassen.
Hier bleiben uns nur (hoffentlich demokratisch entstandene) Gesetze als Maßstab.
Ich möchte jedenfalls nicht in der Haut eines Richters stecken, der in abgründigen Erklärungen eines Amokläufers
nach Entlastungsgründen für ein „gerechteres“ Urteil sucht….
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Natürlich muss die Allgemeinheit vor einem Amokläufer geschützt werden, der gegebenenfalls sein Leben lang weggesperrt wird.
Aber allein die Tatsache, dass wir keinen freien Willen haben und zu einem gegebenen Zeitpunkt aufgrund aller gegebenen Voraussetzungen keine andere Entscheidung treffen können als die getroffene, zeigt, dass es mit der Zuweisung von Verantwortung und damit einer echten „Freiheit zur Tat“ (oder eben der Entscheidung dagegen) so leicht nicht ist, wenn man gerecht urteilen will. Das entbindet nicht von einer Ablehung solcher taten und ihrer gesellschaftlichen Verantwortung – impliziert aber ebenso, dass man die Gründe von Straftaten erforschen soll und muss, Gerade dann, wenn man weiss, dass zum Beispiel bei einem siginfikant hohen Teil von Straftätern Anomalien und Störungen im Hirnbereich nachzuweisen – mal durch Krankheit, mal von Geburt an …
Ich hoffe, sehr, dass unsere demokratisch legitimierten Richter hier sowohl das Augenmaß für gerechte Urteile, aber auch den Blick für die neueste Forschung zum Thema haben …
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ok,
aber der „gegebene Fall“ Deines ersten Satzes ist ein direkter
Hinweis auf das Konfliktpotential im Zitat.
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Nö. Rache bedeutet: hinrichten, zerstören etc. – das alte „Auge um Auge“. Gerechtigkeit bedeutet: allen Facetten einer Straftat gerecht werden. Das ist sicher der schwierigere, aber humanere Weg, der letztlich durch vermehrten Wissenstransfer in die Prävention auch dazu beitragen könnte, mehr Straftaten im Vorfeld zu verhindern … In Michael Schmidt-Salomons „Jenseits von Gut und Böse„ gibt es einige bemerkenswerte Überlegungen zu dem Komplex, den auch Deschners Zitat berührt.
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Hallo Jarg,
danke für deine Weitergabe:)
Themewechsel, gestern kaufte ich für meine Tochter „Ronja Räubertochter“ von Astrid Lindgren, das Buch liegt an einem geheimen Ort, im Atelier…
Ein Freund, der mich gestren besuchte, meine: Das Buch musst Du lesen!
und ich dachte ich wäre zu alt dafür….
Lieber Jarg, kannst Du mir evtl. sagen, ob diese Buch für meine Tochter 8 geeignet ist?
frölichen Gruß
Claude
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Hi Claude,
Ronja Räubertochter ist ein tolles Buch. Aber für acht Jahre vielleicht noch ein bisschen früh – hebe es mal auf, bis sie zehn/elf ist, dann passt das super.
Herzlich grüsst Jarg
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Guten Morgen Jarg,
ich danke Dir für deine Hilfe!
fröhliche Grüße,
Claude
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„Da nich‘ für!“ 😉
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Einer der wenigen, vor denen ich meinen virtuellen Hut ziehe.
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Dazu siehe auch: Karlheinz Deschner, Abermals krähte der Hahn. Eine kritische Kirchengeschichte. Edition Enfer, Lahnstein 2010, ISBN 978-3-941960-06-0
sowie: Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums. Band 9: Mitte des 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts. Vom Völkermord in der Neuen Welt bis zum Beginn der Aufklärung. Rowohlt, Reinbek, 2008, ISBN 9783498013271.
In der Wikipedia gibt es ausführliche Artikel dazu.
Liebe Grüße
mick
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Hi Mick,
Danke für den Tipp.Hört sich nach lohender Lektüre an!!
Liebe Grüsse von Jarg
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