
„There are these two young fish swimming along and they happen to meet an older fish swimming the other way, who nods at them and says, ‚Morning, boys. How’s the water?‘. And the two young fish swin on for a bit, and the eventually one of them looks over at the other and goes, ‚What the hell is water?'“ (S. 39)
Wir alle leben in unseerem „winzigen, schädelgroßen Königreich“ und sind in unserer Grundeinstellung geneigt, uns für den Mittelpunkt des Universums zu halten. Unseres Universums. So können wir geneigt sein, jeden Tag zu leben in der Welt des „Siegens, Leistens und Blendens“ und nehmen für Freiheit, was eigentlich nur noch aus den immer gleichen Abläufen besteht, die wir täglich neu durchlaufen: äußerlich lebendig doch innerlich tot.
David Foster Wallace plädiert in dieser 2005 gehaltenen Abschlussrede vor Absolventen eines amerikanischen Colleges, aus diesen Grundeinstellungen menschlichen Denkens auszubrechen, die Augen zu öffnen, mitfühlend zu werden.
Dem Klischee, man lerne auf der Universität das Denken, setzt er die Forderung entgegen, sich als Erwachsener zu entscheiden, worüber sich nachzudenken lohnt – und dabei bereit zu sein, eigene und fremde Gewissheiten in Frage zu stellen, kritisch zu sein gegenüber sich selbst und Zweifel zuzulassen. Diese Aufgabe, betont er, sei nicht leicht, denn niemand sage dem erwachsen werdenden jungen Menschen, was für tödliche Alltagskreisläufe ihn erwarten – auf der Arbeit, im Feierabendstau, im abendlichen, überfüllten Supermarkt. Daher stelle es bei all den auf uns einströmenden Informationen und Eindrücken eine besondere Herausforderung dar, sich immer wieder zu entscheiden, worüber man nachdenken möchte und wie man aus seinen „Erfahrungen Sinn konstruiert“.
Dabei geht wahre Bildung für Wallace über Noten und Bewrtungen weit hinaus und zeigt sich im Öffnen gegenüber der Welt und den anderen, im Eingestehen der eigenen Unzulänglichkeit und in der ständigen Selbstüberwindung, aus dem eigenen Trott des Denkens auszubrechen und über den Tellerrand zu schauen.
Wallace verschweigt dabei nicht, dass diese vorgebliche so leichte Grundhaltung immer und immer wieder aufs neue gesucht und eingenommen werden muss im Erwachsenenleben, denn
„The capital-T Trutz is about life before death. It is about making it to thirty, or maybe even fifty, without wanting to shoot yourself in the head. It is about the real value of a real educatio, which has nothing to do with grades or degrees and everything to do with simple awareness – awareness of what is so real and essential, so hidden in plain sight all around us, that we have to keep reminding ourselves over and over:
‚This is water.‘
‚This is water.'“ (S. 61)
Eine beeindruckende, hochphilosophische Rede, die nicht ohne Grund in den USA mittlerweile zur Pflichtlektüre in vielen Abschlussklassen gehört und dem einzelnen abfodert, für sich zu entscheiden, was sinnvoll ist, was seine elementare Lebensgrundeinstellung ist, jeden Tag aufs neue:
„Es wird ihre bewusste Entscheidung, was Sinn hat und was nicht. Sie entscheiden, was sie glauben …“ (S. 30).
In diesem Sinne empfehle ich wärmstens dieses kleine zweisprachige Buch, das bei jedem Lesen neue Aspekte entfaltet. Und denken Sie das nächste mal daran, über Ihren eigenen Horizont zu denken, wenn Sie sich aufregen im Verkehrsstau oder der langsame alte Mann vor Ihnen in der Schlange vor der Supermarktkasse nervt …
das ist eine geniale Lektüre – ich geriet in einen leserausch. in kleinen runden inmitten von freunden lese ich gern die Parabel von den zwei männern in einer bar in Alaska vor (S. 12). und die Sache mit der „schlichten Offenheit“ für das wesentliche (S. 34) ist unter all den anderen guten Passagen auch eine gut.
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Ja, dieser kurze Text hat es wirklich in sich … auch nach mehrmaliger Lektüre! Es freut mich, dass das Büchlein dich ebenso begeistert und anregt!!
Einen zauberhaften längsten Tag des Jahres wünscht Dir
Jarg
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Hallo Jarg, vielen Dank fürs Vorbeischauen!
Die Rede klingt sehr interessant, werde ich mir besorgen!
herzl. Grüße
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Keine Ursache!
Die Rede von David Foster Wallace lohnt sich sehr und regt das eigene Denken ungemein an. Eine gute Lektüre wünscht mit
Herzlichen Grüssen
Jarg
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falls interesse besteht, ich habe gerade durch zufall eine aufzeichnung der rede gefunden…
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Nicht schlecht … da werde ich mal reinhören, denn die Originalstimme von ihm kenne ich noch nicht
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Der Nachteil bei diesem Buch ist natürlich, dass es so kurz ist. Ich habe es vor ein paar Monaten noch in der Buchhandlung gelesen – und dann wieder auf den Stapel gelegt ohne es zu kaufen.
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Das stimmt. Es ist schnell gelesen. Aber es gewinnt auch bei jedem neuen Lesen … 😉
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Das Buch liegt hier auf dem Tisch. Nachdem ich die Kurzgeschichten fertig gelesen habe, folgt der Vortrag!
LG, Petta
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Hallo Petra,
ich bin gespannt!
Herzlich grüsst
Jarg
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Danke, lieber Jarg!
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sehr gern geschehen!
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Tja, das Denken. Denken muss gelernt sein. Die Anleitung zum Denken bekommen die jungen Menschen nicht immer.vor gemacht.
Der Mathematiker und der Philosoph haben die gleichen „Arbeitsgeräte“: Einen Stift, ein weißes Blatt Papier und ihr Gehirn. Damit arbeiten sie. Das Denken kommt immer zuerst.
In der Hektik des Alltags wird das Hirn zu oft ausgeschaltet. Dieses Buch wird helfen.
C.H.
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Letztlich ist das Hirn wie ein Muskel: benutzen wir es, wächst es und wird stark … und der hoch verdichtete Alltag modernen Gesellschaften macht es einem nicht leicht, sich an diesen „Muskel“ immer wieder zu erinnern. Aber es dürfte sich für viele lohnen, wenn sie sich von Wallace anregen liessen, ihn zu benutzen.
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Klingt, als müsste ich es doch einmal lesen…
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So kurz der Text ist, so intensiv sind die Folgen für das eigene Denken von Wallaces Empfehlungen und Anregungen, die sich bei mehrmaliger Lektüre durchaus verdichten lassen 😉
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Klingt nach einem sehr interessanten, wichtigen Text, den sich in unserer auf Lebenslauf-Optimierung getrimmten Gesellschaft wohl mehr Leute zu Gemüte führen sollten. Danke für die Empfehlung!
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Gern geschehen. Es wäre sicher gut, wenn mehr Menschen seine Anregungen zum Denken beherzigen würden – und mit offenen Augen und achtsamem Blick für sich und andere durch die Welt gehen.
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Toll, dass dir das Buch auch gut gefallen hat … für mich gehörte es ja zu einer der Highlights des vergangenen Lesejahrs. Unheimlich anregend und zumindest mir erging es so, dass ich bei jeder erneuten Lektüre etwas neues entdecken konnte.
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Die Wachheit des Betrachtens und Denkens, die er fordert, stünde vielen gut zu Gesicht, die mit immer dm gleichen Blick durch die Welt gehen, Entcheidungen treffen, Urteile fällen …
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Unsere Fische sprechen Thai. Ihre bescheidene Philosophie beschäftigt sich vorwiegend mit Ernährung und Fortpflanzung.
Danke fürs Gefällt mir. Low, hinterindien.com
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Keine Ursache, gern geschehen. Und die Philosophie der Fische ist ganz sicher ausgesprochen achtsam auf und für ihre Art …
Herzlich grüsst Jarg
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Macht mich sehr neugierig auf mehr…wird bestellt—
Vielen Dank! LG, Petra
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