Bayern, mitten in der Provinz. Seit 1968 liegt der Onkel der Bauernjungs Lukas, Hansi und Paul im Koma: der geniale Tüftler Paul hat leider bei der Inbetriebnahme seiner neusten Maschine, des „Pursogators“, einen Stromschlag erlitten. Zwanzig Jahre später pfegt die Bäuerin immer noch ihren Bruder, hadert der Bauer mit seinen Söhnen und einer möglichen russischen Invasion. Die Brüder sind erwachsen geworden: Hansi dampft hektisch als Versicherungsvertreter mit fettem BMW und zeittypischer Männerfrisur durch die Gegend, Umweltschützer Lukas macht sich bereit, auf einem Greenpeaceschiff anzuheuern und Paul, so beleibt wie unterbelichtet, arbeitet beim chronisch unterfinanzierten Dorfmetzger und Gastwirt Franz.
Leider wird es nichts mit Lukas Abreise: Franz ist bankrott und nimmt einen Besuch von Hansi zum Anlass, sich den Unterarm abzusägen in der Hoffnung auf eine fette Entschädigung durch die Versicherung. Doch für die Versicherung braucht man auch den Arm – und mit dem rennt der Metzgershund davon. Es beginnt eine chaotische Jagd nach dem Arm, die das Leben aller Beteiligten in kurzer Zeit auf den Kopf stellen wird …
Christian Lerch ist eine aberwitzige, absurde und tiefschwarz-makabre Komödie gelungen, die geschickt bayerisches Landleben, die 1980er Jahre, bauerliche Idylle und die durhstartende Umweltbewegung durch den Kakao zieht. Hervorragend besetzt, werden hier mit gutem Gespür für Timing und Dramatik die Bälle ausgespielt und den Figuren mit viel Gespür und Liebe zum Detail Leben verliehen. Dabei bedient sich Lerch auch der Übertreibung, um in seiner Komödie einen humorvollen Blick auf diese seltsame Dekade, ihre Verwerfungen, Ängste und Neurosen zu werfen.
Zwar ist mir die literarische Vorlage („Bellboy oder: ich schulde Paul einen Sommer“ von Jess Jochimsen) nicht bekannt: wenn sie aber nur halb so amüsant und gut ist wie dieser Film, müsste sie recht lesenswert sein. Klare Empfehlung für einen heiteren Heimkinoabend mit Niveau – und ein wahrer „Heimatfilm“ der etwas anderen Art.
Startseite » Scheibenwelt » Film » Was weg is, is weg / Regie u. Drehb.: Christian Lerch. Darst.: Florian Brückner ; Mathias Kellner ; Maximilian Brückner …
Und den bestell ich auch noch gleich mit, wenn ich mir „Die Fee“ hole…..
danke, brauche nämlich grad ein kleines Geburtstagsgeschenk
und da ist der Film genau richtig.
Dein Blog ist einfach genial !!!
GLG Uschi
LikeLike
Liebe Uschi,
vielen Dank für die überaus freundlichen Worte zu Jargsblog.
„Was weg is, is weg“ ist eine wunderare Zeitreise in die „bayerischen“ 1980er Jahre – und wird dem Beschenkten sicher einiges Amüsement bereiten. Viel Spaß und herzliche Grüsse von
Jarg
LikeLike
Danke für den Tip, man findet immer so wenig gute deutsche Filme!
LikeLike
Gern geschehen. Der bayerische Kommentar soll auch beachtenswert sein … Viel Spaß beim Sehen wünscht
Jarg
LikeLike
Als besondere Zuckerl auf DVD/Blu-ray für die bayrisch Sprechenden: Sowohl der Audiokommentar von Christian Lerch, wie auch die hochdeutschen Untertitel, die nicht unbedingt deckungs- und inhaltsgleich sind mit dem gesprochenen bayerischen Wort 😉
Und sie VoKuHiLa-Matte samt Rudi-Völler-Gedächtnisschnauzer vom Brückner Max sind schon Hingucker …
Grüße aus München.
LikeLike
Schätze, den Audiokommentar hätte ich mir als dialektschätzender Mensch auch reinziehen sollen … Danke für den ergänzenden Hinweis. Froh, nicht mehr genug Haare für die angesprochene Frisur zu haben, grüsst herzlich
Jarg
LikeLike
Vielen Dank für den Spitzentip! Das ist doch mal ne nette Abwechslung, beinahe hätten wir uns zum x-sten Mal die Raketenwürmer reingezogen…bayrische Grüße, Julia
LikeLike
Ah, die Raketenwürmer. Ganz übel. Bin ich auch schon hängengeblieben beim vierten, fünften, sechsundzwanzigsten Teil (weiss ich nicht mehr so genau). Viel Spaß mit dem Film und Grüsse nach Bayern aus dem hohen Norden von
Jarg
LikeLike