Paulette ist 80 und gar nicht nett: ihr Restaurant musste sie an die Japaner verkaufen, ihr Mann starb vor zehn den Säufertod, sie selbst wohnt in einem heruntergekommenen Vorort von Paris, ist permanent schlecht gelaunt, verbittert und grantig und schlägt sich mit ihrer kargen Witwenrente durch. Aus ihrer Ausländerfeindlichkeit macht sie keinen Hehl – selbst nicht gegenüber ihrer Tochter, die mit dem farbigen Polizisten Ousmane verheiratet ist und ein Kind hat. Ihr ehemaliges Restaurant beehrt sie regelmäßig mit ihrem Besuch – um Kakerlaken ins Essen zu schmuggeln. Und bei der Sichtung von Mülleimern und den essbaren Resten von Marktständen zeigt sie körperliche Durchsetzungkraft gegenüber Konkurrentinnen.
Doch Paulette droht die Zangsräumung, da sie ihre Miete nicht bezahlen kann. Als sie durch die Flucht von zwei Dealern zufällig in den Besitz eines Quaders Haschisch gerät, ergreift sie die Chance und macht dem örtlichen Dealerkönig Vito den Vorschlag, als unauffällige alte Frau in den Drogenhandel einzusteigen. Paulette steigt innerhalb kürzester Zeit zur besten Verkäuferin auf und entwickelt ungewöhnliche Absatzmethoden, die ihr auch die Polizei vomn Leib halten: als Konditorin gelingt es ihr rasch, sich mit Haschkeksen, -kuchen und -pralinen unauffällig einen großen Kundenstamm aufzubauen.
Paulette beginnt sich zu verändern, wird großzügiger, offener auch dem farbigen Enkel gegenüber. Doch ihr Erfolg macht die Konkurrenz und großen Drogenbosse auf sie aufmerksam. Sie wird von Kleindealern niedergeschlagen und Taraz, der mächtige Mafioso hinter Vito, wittert wenig später das ganz große Geschäft: Er bootet Vito aus und will Paulette dazu bringen, auch an Kinder zu verkaufen. Doch Paulette weigert sich und hat zu allem Überfluss auch noch den abgehalfterten Vito auf den Fersen …
Mit „Paulette“ ist Jerome Enrico ein wunderbarer, politischer absolut unkorrekter Film gelungen, der seine unsympathische Hauptfigur über den kreativen Haschisch-Handel einen inneren Wandlungsprozess durchlaufen lässt. Warmherzig, unglaublich komisch und brilliant inszeniert, glänzt die 2013 verstorbene Bernadette Lafont in der Hauptrolle und spielt sich mit großer Virtuosität in die Herzen der Zuschauer. Dabei verniedlicht Enrico nichts, zeigt den Drogenhandel und die dahinter stehenden Machtstrukturen mit all seinen dunklen Seiten, lässt aber seine Komödie niemals ins Düstere abgleiten.
Ein herrlicher schräger Film über eine einsame, verbitterte Frau, die an ihrem Lebensende durch ungewöhnliche Wege noch die Wende schafft.
Das sind die kleinen feinen Filme, für die es sich lohnt ins Kino zu gehen. Ich habe ihn sehr gerne gesehen.
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Dann kommt morgen früh gleich noch ein Film, der Dir vielleicht gefallen hat oder gefallen könnte …
Kino schaffe ich ja leider selten – die meisten Filme schaffen es erst als DVD zu mir.
Ein zauberhaftes Wochenende wünscht Dir
Jarg
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Hat mir auch gefallen, der Film. Aber Du hast ja hier viel zu viel über den Film geschrieben! Es soll doch nur neugierig machen, oder nicht? Nicht schon alles vorher verraten, aber vielleicht ist das hier ja Dein Blogprinzip und ich habs nur noch nicht mitbekommen. 🙂 Liebe Grüße!
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Ich dachte, der wesentliche Teil zur Vollbeschreibung fehlt noch in der Besprechung. Aber vielleicht wäre ja hier manchmal doch eine Spoilerwarnung angebracht. Mal sehen … 😉
Liebe Grüsse von
Jarg
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Sehr schön geschrieben. Auch ich habe den Film gesehen und konnte einfach nur herzlich lachen. Es ist eine wirklich gelungene Komödie.
Viele Grüße
Monika
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Danke schön, Monika! Ja, der Film ist wirklich wunderbar und entbehrt bei aller Komik nicht der Tiefe.
Herzlich grüsst
Jarg
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Hat dies auf Ulla Keienburg s Blog rebloggt und kommentierte:
Dieser Film ist so wunderbar…… ja, das Leben kann ein guter und gehaltvoller Keks sein 🙂 unbedingt anschauen….. 🙂
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Danke für das Rebloggen! „Paulette“ bietet ja auch ungewöhnliche Anregungen für die eigene Altersvorsorge: sollte es bei mir nicht reichen, kann ich immerhin Brot backen … 😉
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und ich kann kekse backen 🙂 sogar BIO, wenn es sein muss 🙂 mal schauen, ob wir auch auswandern müssen dafür 🙂
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Und ein Freund von mir kann Käse … Haschkekse, -brot, -käse da geht noch was! Vielleicht Chateau de Cannabis?
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das könnte ein Supermarkt werden 🙂
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O ja!! Die neue Kette „Dope Mart“
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ja ich kann mir vorstellen daß mir dieser film gefallen würde. ich liebe solche Filme, die Inhalt haben.
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Und zugleich ist er noch herrlich humorvoll! Gegebebenfalls viel Freude beim Gucken wünscht Dir
Jarg
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Großartiger Film!
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Unbedingt!
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