Ohne die zahlreichen Substanzen, die man auf und in unserer Erdkruste findet, hätten es der Mensch und die von ihm errichteten Zivilisationen wohl kaum so weit geschafft. Eric Chaline, ein französischer Soziologe, Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Geschichte, Philosophie und Religion, beschäftigt sich nach „50 Tiere, die unsere Welt veränderten“ nun mit Rohstoffen und Substanzen, ohne die die Geschichte ganz sicher anders verlaufen wäre.
Naheliegend ist natürlich, dass er dabei neben Stein auch Kupfer, Eisen, die Legierung Bronze, Kohle und Öl erwähnt. Doch er zieht die Bandbreite wichtiger Substanzen, ohne die unser gegenwärtiges Leben und die ihm zugrundeliegende zivilisatorische Basis kaum vorstellbar wären, erheblich weiter: Perlmutt und Koralle (Schmuck) gehören für ihn ebenso zu den wichtigen Stoffen wie Sand (Glasherstellung, Gussform und Baustoff) und Lehm (Baustoff), Arsen oder Radium. Natürlich finden sich auch klassische Baustoffe wie Marmor und Kalkstein darunter, Salz als Konservierungsmittel oder Kaolin als wichtige Grundlage der Porzellanherstellung. Deutlich wird dabei auch, dass der Mangel an Rohstoffen bestimmter Art auch den Aufstieg und Fall von Hochkulturen stark beeinflusst.
Chaline geht es weniger um chemische Zusammenhänge, auch wenn er meist kurz auf besondere Eigenschaften der Materialien eingeht. Er wirft in seinem populärwissenschaftlichen Buch Schlaglichter auf die jeweiligen geschichtlichen Auswirkungen und geht dabei auch regionalen Besonderheiten und Unterschieden nach. Bei zwei bis sechs Doppelseiten je Substanz bleibt er dabei natürlich notgedrungen an der Oberfläche und wirft nur eng fokussierte Schlaglichter auf die Bedeutungen der jeweiligen Substanzen. Ärgerlich sind leider etliche offensichtliche Fehler, von denen nicht klar ist, ob sie durch die Übersetzung entstanden oder auch im Original vorhanden sind. So ist einmal von Silikon statt Silizium die Rede – und einige genannte historische Zeiträume sind nicht exakt wiedergegeben oder ganz offensichtlich falsch. Auch fehlen leider bei einigen Bildern in dem reich illustrierten Buch die Legenden, so dass man rätselt, wofür das Bild nun sprechen soll.
Dennoch ist sein Streifzug durch die menschliche Geschichte anhand von fünfzig verschiedenen Substanzen ausgesprochen anregend zu lesen und bietet viele Anlässe, dem einen oder anderen Informationsstrang nochmal vertieft nachzugehen. Ein spannendes Buch für alle, die sich für Kulturgeschichte interessieren und die Geschichte des Menschen im Spiegel der von ihm genutzten Substanzen.
Scheint ein wirklich empfehlenswertes Buch zu sein, welches gründliegendes Wissen auffrischt und vertieft und dazu geeignet ist aufbauendes Wissen zu verstehen.Solche groben Fehler (Silikon statt Silizium) dürfen natürlich nicht passieren, wie das Fehlen von Legenden und Erklärungen. Gut, das auch die Mängel beleuchtet wurden.
LikeLike
Ja, die kleinen Mängel waren schon auffallend. Trotzdem: ein wunderbares Buch, in das selbst unsere 10jährigen Zwillinge mit Neugierde reingeschaut haben.
LikeLike