Mark Benecke zählt zu den bekanntesten und weltweit profiliertesten Kriminalbiologen der Welt. Zusätzlich zeichnet ihn aus, dass er über seine für manche Gemüter möglicherweise abstoßend erscheinende Arbeit fesseln und anschaulich zu berichten weiß, ohne in Sensationshascherei zu verfallen. Im Gegenteil: man spürt, dass Beneckes Motivation in erster Linie die Neugier ist, einen Fall oder ein Rätsel aufzuklären – ein Beweggrund, für den er trotz mancher augenscheinlich logischer Erklärung genauer hinzuschauen bereit ist, als es manchen vielleicht lieb ist.
Das vorliegende Buch widmet sich auch – aber nicht nur – Mumien. Benecke, der sich stets um Unvoreingenommenheit bemüht, analysiert den wackeligen Schwarzweißfilm aus Roswell (USA), der angeblich eine Alien-Sektion zeigt, ebenso akribisch wie die geschickt vorgetäuschten, aber nicht einfach zu entlarvenden Blutwunder der Therese Neumann (Konnersreuth) aus den 1910er bis 1950er Jahren oder das sogenannte Walpurgis-Öl, dass aus den Gebeinen der Heiligen Walpurga tropft und sich am Ende als simples Leitungswasser entpuppt und Benecke zur alternativen Empfehlung des wesentlich gehaltvolleren Eichstädter Klosterlikörs veranlasst.
Ebenso gründlich und analytisch überzeugend geht er den seit 200 Jahren immer wieder in Berichten auftauchenden spontanen Selbstentzündungen nach und entschlüsselt überzeugend die Kausalkette, die nach seiner Analyse zu dem beschriebenen Bild an den Fundstätten der Leichen führt. Auf die Spur führt ihn dabei auch die überlebte Selbstentzündung einer Frau, die letztlich über ein am Meer aufgesammeltes und in die Tasche gestecktes Stück Phosphor zurückzuführen war. Dochteffekte und bestimmte Ausgangskonstellationen, die Benecke auch im Versuch nachweisen konnte, führen dabei zu den beschrieben Fällen. Das Thema nimmt der Autor auch zum Anlass, sich besonders schweren Fällen von angeblichen Selbstentzündungen bei Babys zu widmen, die sich als Folgeerscheinung von Münchhausen-bei-Proxy-Syndromen der um Aufmerksamkeit heischenden Mütter heraustellten.
Im umfangreichen letzten Kapitel widmet sich Benecke endlich menschlichen Mumien und hierbei insbesondere den Mumien aus dem Kapuzinerkloster in Palermo: hier zieht der Kriminalbiologe, der in den Katakomben mit Unterstützung eines Archäologen forschen konnte, alle Register rund enthüllt nicht nur, aus welchen spezifischen Gründen manche der Mumien so überaus gut erhalten sind, sondern führt uns an Beispielen auch an die Bedeutung forensischer Biologie für die Erforschung von Seuchen und Infektionskrankheiten ein.
Wer vor den zum Teil drastischen Aufnahmen im Buch nicht zurückschreckt, wird durch die Lektüre eines äußerst anregenden und spannenden Buches über kriminalbiologische Methoden und Instrumente belohnt, das von einem wachen, sauber analytisch arbeitenden und seinen Fällen mit möglichst viel wissenschaftlicher Unvoreingenommenheit begegnendem Autor geschrieben wurde.
Wenn ich hier weiterlese, werde ich arm…
😉
wobei, ich habe mir sein erstmal sein erstes Buch bestellt 😎
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Auch das: keine schlechte Wahl. Liest sich immer spannend und anregend, der Benecke.
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