Wer sich mit dem Fahrrad beschäftigt, sich gar mit dem Kauf eines neuen Fahrrads herumschlägt oder gar immer konkreter werdende Pläne für ein Traumvelo verfolgt, wird nicht nur auf die Webseiten der Fahrradhersteller, Internetforen und einschlägige Magazine, sondern auch auf eine wachsende Zahl von Blogs stoßen, die sich auf die unterschiedlichste Art mit dem Fahrrad und seinen Möglichkeiten beschäftigen. Kurz nach dem Erwerb meines Traumrades stieß ich unter anderem auch auf den Blog Radelmädchen von Juliane Schumacher, das sich laut Untertitel (Das Fahrrad. Die Großstadt. Das Drumherum) auf vielfältige Weise mit dem Fahrradfahren auseinandersetzt.
Knapp vor dem 200jährigen Jubiläum des Fahrrads hat das Radelmädchen nun ein Buch herausgebracht, in dem sie persönliche Erfahrungen mit dem Fahrrad in der Großstadt Berlin mit allgemeinen Betrachtungen zum Fahrrad in unsere Zeit verbindet. Neben Mode, Technik und Lebensgefühl nimmt dabei auch der Verkehr an sich einen breiten Raum ein: oft verknüpft mit persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen, beschäftigt sich die Autorin mit dem von allen Seiten als problematisch empfundenen Umgang der verschiedenen Verkehrsteilnehmer untereinander.
Sie problematisiert dabei den fehlenden Raum in vielen Städten, der einseitig zugunsten des motorisierten Verkehrs vergeben ist, weist aber auch Autofahrern, Radfahrern und Fussgängern einen erheblichen Anteil daran zu, dass Stadtverkehr nicht selten heute als „Krieg auf den Straßen“ empfunden wird: Radfahrern, die Verkehrsregeln missachten, schlägt ebenso ihr Unverständnis entgegen wie Autofahrern, die achtlos die für Radfahrer gedachten Bereiche benutzen und sie damit in Gefahr bringen.
Deutlich wird dabei ihr Plädoyer für mehr Miteinander und mehr gegenseitige Achtsamkeit, um den Fehlern, die alle Verkehrsteilnehmer immer mal wieder machen, zumindest keine schweren Unfälle folgen zu lassen. Schön dabei ihre Aufforderung, sich einfach mal per Handzeichen zu bedanken, wenn einem ein Autofahrer die Vorfahrt nicht nimmt, sondern achtsam gewährt: eine schöne Haltung, die ich gerade für mich zu übernehmen versuche und die vielleicht im Gegensatz zum schnell gezeigten Stinkefinger hilft, gute Erfahrungen im Strassenverkehr durch positive Signale zu verstärken.
Schumacher setzt sich auch mit der Radauswahl, der Pflege, wettergerechter Kleidung, dem Fahren zu jeder Jahreszeit und dem Thema Rad und Bahn auseinander. Dem Buch ist anzumerken, dass hier eine nach Zeiten der Radabstinenz wieder zurück zum Velo gefunden hat und es im Alltag als Verkehrsmittel, aber auch als Teil des Lebensgefühls nicht mehr missen möchte. Die Begeisterung, aber auch die Auseinandersetzung mit den problematischen Seiten des Radfahrens können motivierend wirken für all jene, denen das Radfahrgefühl der Jugendzeit abhanden gekommen ist und helfen, das Rad wieder für sich zu entdecken. Darüber hinaus ist es auch ein Beitrag zu mehr Achtsamkeit aller Verkehrsteilnehmer untereinander. Der Fahrradenthusiast hingegen findet gebündelt vieles wieder, was ihm selbst schon durch den Kopf gegangen sen mag, und manche Anregung für das eigene Verhalten im Alltag.
Fazit: ein kurzweiliges, anregendes Fahrradbuch für alle Arten von Radfahrern.