Bereits Christine Thürmers erstes Buch „Laufen. Essen. Schlafen.“ hat mich seinerzeit sehr beeindruckt, schildert sie doch darin ihren ungewöhnlichen Werdegang von der Arbeit als Managerin bis zum unvermittelten, mutigen Umbruch hin zu einem mit dem Draussensein verbundenen Wanderleben. Im ihrem neusten Buch widmet sie die mittlerweile zu den Menschen mit der meisten Wandererfahrung zählende Thürmer, die keine eigene Wohnung mehr hat, sich Reisen aus den letzten fünf Jahren. Schon am Titel ist ersichtlich, dass sie ihr Spektrum erweitert hat und mittlerweile das Abenteuer nicht mehr nur beim Wandern, sondern auch beim Paddeln und Radeln sucht.
Im ersten Teil des Buches folgen wir ihr auf einer im August beginnenden, fast 4000 Kilometer langen Wanderung von Koblenz bis hin nach der äußersten Südspitze unseres Kontinents, die bis zum Februar 2014 dauert und nur drei Monate später von einer über 7300 Kilometer langen Radtour von Deutschland über Polen und die baltischen Länder bis nach Finnland und retour gefolgt wird, bis es im September 2014 auf eine über 800 Kilometer lange Kanutour in Schweden geht. Überwiegend sind ihre Erlebnisse positiv – sowohl was das eigene Vorankommen angeht als auch die Regionen, die sie durchmisst. Auch sie gerät dabei immer wieder mal an Grenzen – sei es durch Nässe, durch Zäune versperrte offizielle Weitwanderwege, den leider nicht mitgenommenen Ersatzreifen oder Schleusen, die ihren Betrieb am Saisonende einstellen und mit Kanu zu umtragen sind. Doch gemäß der alten Wanderweisheit „The trail provides“ findet Thürmer immer wieder einen Weg hinaus und oft auch die uneigennützige Hilfe anderer Menschen, wenn sie denn welche benötigt.
Thürmer versteht es, spannend und zugleich überaus authentisch und lebensnah von ihren Touren zu berichten. Dabei stehen nicht unbedingt aufregende Erlebnisse und atemberaubende Landschaften im Fokus, sondern oft die Begegnungen mit Menschen und sich selbst auch in Regionen, die nicht üblicherweise immer das Abenteuerklischee von der unberührten Wildnis erfüllen. Sympathischerweise hält sie sich aber auch nicht zurück, wenn es eigene Missgeschicke oder Fehler zu schildern gilt. Schnell wird deutlich, dass es für eigene Abenteuer nicht weit entfernter Gegenden oder ursprünglich belassener Landschaft bedarf. Zugleich wird die Lebenseinstellung Thürmers positiv spürbar, ihre Dankbarkeit für einen trockenen Platz nach einem nassen Tag, eine aufgefüllte Wasserflasche oder eine helfende Hand, aber auch ihre grundsätzlich pragmatische Lebenshaltung, die ihr nicht nur bei der akribischen Planung und ihren minimalistischen Packlisten hilft, sondern auch bei der Reise selbst.
Auch betont Thürmer immer wieder, dass man nicht warten sollte mit den Dingen, die zu tun einen reizen in Anbetracht der Endlichkeit des Lebens: für die selbst war der frühe Tod eines Freundes mit entscheidend für ihren veränderten Lebensweg. Mit ihrem Buch macht sie auch all jenen Mut, die vielleicht nicht derart weitreichend aus ihrem bisherigen Leben aussteigen können und zeigt auf, wie nah das Abenteuer – und sei es noch so kurz – vor der Haustür liegt und wie sehr es sich lohnt, Gelegenheiten wahrzunehmen und wachen Sinnes weiterzuverfolgen.
Fazit: ich mochte Christine Thürmers lebendig geschriebenes, mit einiger Selbstironie, aber auch wachem Blick für Menschen und Regionen gewürztes Buch kaum aus der Hand legen. Sehr empfohlen für alle, die gern von großen (und kleinen) Abenteuern und Reisen lesen – oder selbst welche planen.
Schön, dass es wieder ein neues Buch von Christine Thuermer gibt. Ich mochte „Laufen. Essen. Schlafen.“ sehr. 😊
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Man möchte es ihr ja gleich nachmachen. Ach ja, wenn des Lebens Zwänge nicht wären 😉
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Da sagst du was! 😉 Man bekommt richtig Abenteuerfeeling.
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Unbedingt!
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