Es ist in historischer Hinsicht noch nicht lange her, dass der sich in seiner maßlosen Selbstüberschätzung in der Mitte des Universums wähnende Mensch durch die fortschreitenden Erkenntnisse der Astronomie aus seiner exklusiven Position herausgeschleudert wurde. Heute wissen wir, dass wir nur mässig intelligente Tiere auf einem unbedeutenden Steinplaneten sind, der um eine vergleichsweise kleine Sonne kreist, die wiederum zu den 200 Milliarden Sternen einer Galaxie zählt, die auch wiederum nur eine von vielen solcher Sternansammlungen ist. Manch einer kann diese Kränkung bis heute nicht ertragen und flüchtet sich in mythische Geschichten – wer sich aber darauf einlässt, dass wir alle buchstäblich Sternenstaub sind und den Blick wissensbefördert zum Himmel richtet, kommt aus dem Staunen nicht heraus: das Universum birgt im Licht aktueller Forschung eine Vielzahl faszinierender, zuweilen bizarrer und nicht selten rätselhafter Erscheinungen.
Florian Freistetter, promovierter Astronom, Wissenschaftsblogger („Astrodictium Spimplex“) und Mitglied der legendären „Science Busters“, führt uns anhand von 100 Sternen durch das Universum: jeder der von ihm ausgewählten Sterne hat dabei eine besondere Geschichte zu erzählen. Wir erfahren von historischen Sternbeobachtungen, die unser Bild vom Universum radikal verändert haben, lernen etliche der Kniffe von Astronomen kennen, die uns den Blick in weit entfernte Regionen ermöglichen, wie etwa Gravitationslinsen. Verblüfft entdecken wir mit Freistetter Zuckermoleküle und Kochsalz im All, erkennen die Quelle von schweren Elementen wie Gold und Silber.
Wir lernen Outcast kennen, einen Hyperschnellläufer aus einem ehemaligen, nahe an der Milchstrasse befindlichen Doppelsternsystem, der irgendwann seinen Sternpartner an das Schwarze Loch im Zentrum verloren hat, dadurch in die weiten des Alls geschleudert wurde und einmal unsere Galaxie verlassen wird. Und falls Sie sich mal gefragt haben, wieviel eigentlich so ein Neutronenstern wiegt (zu dem unsere zu kleine Sonne niemals werden wird): ein Teelöffel Material wiegt so viel wie 900 Cheopspyramiden. Sie sollten also ordentlich trainieren.
Florian Freistetter führt uns auf ebenso kurzweilige wie anregende und kenntnisreiche Art durch das Thema: eine fesselnde Lektüre, die ich jedem gerne empfehle, der Wissenschaft zu schätzen weiß, die Staunen macht.