Bücher über Brot gibt es mittlerweile in Massen, aber kaum eines vermag die Formen und Bedeutungen des Brotes rund um die Welt so intensiv zu vermitteln wie Susan Seligsons Werk, dessen englischer Originaltitel „Going with the Grain : a wandering bread lover takes a bite out of life“ treffender als der deutsche Titel beschreibt, worum es hier geht: Seligson reist um die Welt, begegnet Menschen, kostet Brote und lässt sich in das Geheimnis ihrer Zubereitung einweihen. Es beginnt in Fes (Marokko), wo hausgemachte Brote in zentralen Bäckereien gebacken und zielsicher wie ein UPS-Paket wieder in die richtige Behausung geliefert werden. Weiter geht es nach Saratoga Spings, NY, zu einer Edelsauerteigbrotbäckerei, die Brotherstellung zelebriert wie anderorts die Herstellung eines edlen Weines. In Jordanien begegnet Seligson Beduinen, die ihr Brot auf offenem Feuer backen, und erlebt den Kontrast in Biddeford, Maine in der grössten Bäckerei der Welt, die täglich etliche Tonnen stets gleichförmig schmeckenden und aussehenden „Brotes“ ausspuckt. So geht es weiter über Irland, Brooklyn (NY), New Mexiko, Alabama, Indien Massachuttets und Paris – wodurch aus dem Buch mit seinem an jedem Kapitelende befindlichen Rezepten nicht nur ein Buch für Brotliebhaber, sondern auch ein veritables und spannendes Reisebuch wird. Wer es liest, vermeint Brotduft in der Wohnung (dem Strandkorb, dem Zugabteil …) wahrzunehmen und lässt sich entführen in unterschiedliche, mit Brot verbundene Traditionen und Alltäglichkeiten. Keine umfassende Kulturgeschichte des Brotes, aber eine schöne Reise durch die Brotkultur.
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