
Deutschland in den 80er Jahren. Ludwigshafen wird dominiert vom Chemiekonzern RCW, den Korten leitet, der in Nazizeiten Karriere gemacht hat aufgrund eines dubiosen Prozesses. Gerhard Selb, Freund und Schwager von Korten, war zu Nazi-Zeiten Staatsanwalt unter anderem in diesem Prozess. Jetzt ist er Privatdetektiv und 68 Jahre alt. Seine Hauptinteressen gelten dem Schachspiel, seinen drei Freunden und seiner Freundin. Die Nazizeit scheint lange vorbei und vergessen. Doch da wird das Computernetzwerk der RCW von einem Hacker gestört, und Selb erhält den Auftrag zu ermitteln. Bei der Aufklärung wird Selb mit seiner Vergangenheit konfronitiert und zwei Morden, an denen er damals als Staatsanwalt Anteil hatte. Er findet einen ungewöhnliche Lösung für die verspätete Bestrafung des Schuldigen.
Selb, selbst in Schuld verstrickt, geht mit wachem Blick, selbstreflektiert, penibel arbeitend und mit Lust am Leben durch die Welt. Er lässt sich im Bewußtsein seiner Vergangenheit nicht mehr arglos für die Zwecke anderer einsetzen. Spannende Lektüre mit erheblichem Niveau, gut erzählt.
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