Die literarische Vorlage von „The American“, der auch unter dem Titel „A very private gentleman“ bekannte Roman von Martin Booth, ist auf Jargsblog bereits sehr positiv besprochen worden. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an den Film – und wurden enttäuscht. Der Film hat es lediglich aufgrund seiner schönen, Teile des Romans visuell gut umsetzenden Bilder – und wegen der Präsenz George Clooneys – auf Jargsblog geschafft.
Was ist an „The American“ zu kritisieren?
Nichts – wenn man den Roman nicht gelesen hat, erwartet einen ein sich langsam entwickelnder Thriller, der seinem Spannungsaufbau Zeit lässt und sich nicht in sinnlosen Actionszenen ergiesst.
Alles – wenn man wie Jarg die Vorlage gelesen hat, in der sich der Protagonist mit seiner differenzierten Doppelnatur wesentlich ausgesprägter zeigt, ein Gentleman mit tadellosen Manieren, eloquent und zurückhaltend, der vorgibt, Schmetterlingsmaler („Signor Farfalla“) zu sein, und dessen zweite, zweifelhafte aber sehr professionelle Natur sich dem Leser sehr, sehr langsam enthüllt. Auch ist die zunächst vage Bedrohung, der Signor Farfalla im Buch ausgesetzt ist, sehr viel subtlier in der Entwicklung, bis sie schliesslich in der Schlussphase des Romans offensichtlich wird und auch klar wird, dass er die Waffe eigentlich für seinen eigenen Mörder gebaut hat.
Überhaupt, „Signor Farfalla“. Im Film wird dem Protagonisten Jack eine Photographenexistenz übergestülpt, um ihn dann doch, nach einer Szene im Wald, mit „Signor Farfalla“, zu betiteln. Imm Buch dagegen entwickelt sich diese Bezeichnung sehr viel glaubwürdiger und wird von nahezu allen Kleinstadtbewohnern, die in Näheren Kontakt mit ihm kommen, verwendet. Und eben dieser im eigentlich aufgrund seiner wahren Profession verwehrte Kontakt ist es im Buch, der neben der Verliebtheit in Clara in Signor Farfalla die Sehnsucht nach einem anderen Leben glaubwürdig erscheinen lässt. Auch diese Entwicklung kommt im Film zu kurz.
Fazit: ein netter Film, lebend von George Clooney und schön fotografiert. Aber lesen Sie zuerst das Buch, unbedingt. Denn dessen Bilder sind ungleich stärker, der Spannungsaufbau subtiler und überzeugender, die Protagonisten differenzierter!
Startseite » Scheibenwelt » Film » The American / Regie: Anton Corbijn. Drehb.: Rowan Joffe n. d. Buch v. Martin Booth. Kamera: Martin Ruhe. Musik: Herbert Grönemeyer. Darst.: George Clooney ; Violante Placido ; Thekla Reuten …
Regie Anton Corbijn – das weckt bei mir trotzdem schon auch Lust auf den Film. Mal sehen, im doppelten Wortsinn , ob‘ ich’s schaffe, Buch und/oder Film… LG, Manu
LikeLike
Lohnt sich beides. Film wegen George Clooney. Buch wegen bestem Kopfkino 😉 LG von Jens
LikeLike