Eine Landstrasse in der bulgarischen Provinz, Sommer 1999. Daniel, ein etwas lebensferner Lehramtsreferendar, spricht in der Hoffnung auf eine Mitfahrgelegenheit einen deutsch-türkischen Autofahrer namens Isa an, der auffällig mit Raumspray herumhantiert. Isa, der befürchtet, dass die Leiche in seinem Kofferraum schon auffälig riecht. steigt ein und gibt Gas. Dabei fährt er Daniel und und packt den bewusstlosen kurzerhand auf die Rückbank. Doch Daniel wacht wieder auf und überredet Isa, ihn weiter mitzunehmen. Auf Bitten Isas erzählt er, wie er in diesem abgelegenen Landstrich landen konnte:
Am Anfang der Sommerferien hat Daniel bei der Schmuckverkäuferin Juli einen Ring mit einem Sonnensymbol der Maya gekauft, der ihn zur Frau seines Lebens führen soll. was er nicht weiss: Juli ist in Daniel verliebt und trägt das gleiche Symbol als Tätowierung auf dem Rücken. Sie lädt ihn zu einer Party ein und hofft, ihn dort wiederzusehen. Zwar besucht Daniel die Party, trifft aber dort auf Melek, die eine Sonne auf dem T-Shirt hat. Daniel sieht in ihr die Frau seines Lebens und nimmt die Durchreisende am nächsten Tag bei sich auf.
Als er sie am nächsten Morgen zum Flughafen bringt, beoachtet Juli die Szene und beschliesst, per Autostop irgendwohin zu reisen. Wie der Zufall so spielt, steigt sie bei Daniel ins Auto, der Melek nach Istanbul nachfahren will. Ab München fahren sie in Folge einer Autopanne bei einem Lastwagenfahrer mit und schliesslich auf einem Donauschiff.
Doch hier trennen sich ihre Wege: Daniel wird von der Besatzung aufgrund eines Mißverständnisses von Bord geworfen, gerät an Luna, eine seltsame Ungarin, die ihn in ihrem Auto mitnimmtund unter Drogen setzt: mittellos, ohne Pass und ohne seinen Maya-Ring erwacht er, lässt sich von einem Bauern nach Budapest fahren und klaut nicht nur den Ring zurück, sondern auch Lunas Auto, mit dem er sich zur ungarisch-rumänischen Grenze aufmacht. Doch ohne Pass kommt er da nicht rüber. Zum Glück steht Juli auf der anderen Seite der Grenze … doch als er mit ihrer Hilfe über die Grenze gelangt, ist ihre Odyssee noch lange nicht zu Ende.
Fatih Akin ist mit „Im Juli“ ein wunderbares deutsch-osteuropäisch-türkisches Roadmovie gelungen, und eine Liebeskomödie dazu mit allerlei Irrungen und Wirrungen, bis die zwei füreinander bestimmten Menschen endlich zueinander finden. Die bizarre Odyssee durch Osteuropa endet natürlich glücklich, aber auf dem Weg dahin verbindet Akin klassische Komödien- und Actionelemente geschickt mit Melodramatik, ironisiertem Kitsch und einer Menge Poesie und untrüglichem Gespür für das Große im Kleinen. Und obwohl mit Beginn der Rückblende klar ist, das Juli und Daniel sich bekommen, nimmt der Film bis dahin zahllose nicht erwartete Umwege und hält so die Spannung bis zum Schluss. Denn was uns eigentlich interessiert, ist ja der Weg, nicht das Ziel: wir wollen wissen, welchen weiten verschlungenen, bizarren und sonderbaren Weg Daniel gehen musste, um zu seiner Juli zu gelangen und endlich diesen einen Satz zu sprechen:
„Meine Herzallerliebste, ich bin tausende von Meilen gegangen, ich habe Flüsse überquert, Berge versetzt. Ich habe gelitten und ich habe Qualen über mich ergehen lassen. Ich bin der Versuchung widerstanden und ich bin der Sonne gefolgt, um Dir gegenüber stehen zu können und Dir zu sagen: Ich liebe Dich.“
Ein wunderbarer, schon klassischer Sommerliebeskomödienfilm, der längst Kultcharakter hat und sowohl Christiane Paul als auch Moritz Bleibtreu in jeweils einer ihrer besten Rollen zeigt.
Startseite » Scheibenwelt » Film » Im Juli : im Herz, im Bauch / Regie und Drehb.: Fatih Akin. Musik: Ulrich Kodjo Wendt. Darst.: Moritz Bleibtreu, Christiane Paul, Idil Üner […].