Mit seinem Farbenbuch ist Willy Puchner etwas Besonderes gelungen: er verbindet das Anliegen, über Farben zu schreiben, gewissermaßen mit einer Reise um die Welt und lässt die dabei entstandenen inneren und äußeren Bilder, Eindrücke, Informationen, Erinnerungen, Entdeckungen und Zitate auf den Buchseiten zu einer bemerkenswert subjektiven und eben darum sympathsischen Gesamtschau der Farben dieser Welt zusammenfliessen.
So bezeichnet er am Beginn der Reise bei „Die Farben des Himmels“ verschiedene Himmelsfarbtöne wie „Hindi-Geld“, „Fidschi-Blau“, „Maori-Weiß“ oder „Aseri-Rot“, zitiert ein wunderbar passendes Gedicht von Rilke („Die Einsamkeit“) und beschreibt seine Gedanken und Gefühle beim Aufbruch. Kurz darauf, in „Die Farben der Berge“, entdecken wir wieder den Vogelschwarm des vorigen Teils und daneben „Die Farben der Berge“ („Nanga-Parbat-Blau“, „Lhotse-Blau“ …), zitiert Schopenhauer und träumt bildlich und textlich vom Davonfliegen. In diesem Sinne geht es weiter über „Die Farben des Eises und des Schees“, „Die Farben der Antarktis“ („Robbengrau“, Algenrot“), „Die Farben unter Wasser“ bis hin zu den Farben der Wiese („Hirschwurzgrün“), der Wüste („Kalahari-Braun“)den Farben Indiens, Argentiniens („Iguazú-Blau“), Venedigs, Japans, Frankfurts und anderen Regionen und Klimazonen.
Immer findet Puchner ganz eigene, subjektive Farbbezeichnungen für die in kleinen Kästchen aufgeführten Farben, in denen sich nicht nur die Freude an der Welt der Farben spiegelt, sondern in Zusammenhang mit den anderen Bildern, Zitaten, Gedanken, Impressionen die Freude an der Buntheit der Welt und ihrer Erscheinungen spiegelt, die über die der Farben noch hinausgeht.
Das Ganze endet (natürlich) in Wien: dort können wir nach dem „Adorno-Rot“ und de Habermas-Blau“ von Frankfurt dann so schöne Farben entdecken wie „Wittgenstein-Gelb“, „Popper-Schwarz“ und „Freud-Grau“.
Puchner löst sich von den üblichen Farbbezeichnungen, die die Farbenwelt in benennbare Kategorien einteilt, erfindet eigene und zeigt eben so, dass die Welt der Farben eine unendliche ist mit tausenden Nuancen und Schattierungen. Zusammen mit den Illustrationen und den blitzlichtartigen Impressionen, Reisebeschreibungen, Ideen, Texten und Zitaten wird aus diesem reich bebilderten Buch ein Abbild der Vielfalt der Welt, die sich jedem Auge anders zeigt. Ein subjektives und eben darum so ungemein anregendes Sachbuch über die Welt der Farben und darüber hinaus, das Mut macht, einen eigenen Blick auf die welt zu wagen. Ab ca. sieben Jahren zum Vorlesen und etwa neun Jahren zum Selberlesen.
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Ein schönes Thema, das macht Lust auf mehr. Ich werde es erstmal bestellen.
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Viel Spaß damit!!
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Vom gleichen Künstler gibt es noch den sehr empfehlenswerten Bildband „Illustriertes Fernweh“ – bei diesem Titel konnte ich natürlich nicht widerstehen : )
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Oh, danke für den Tipp. Der sieht in der Tat vielversprechend aus …
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