Julia Hamill hat Pech. Ihr Mann hat sich vor sechs Monaten von ihr scheiden lassen und wird bald wieder heiraten. Das Haus, dass sie sich gekauft hat, erweist sich als baufällig und der dazugehörige Garten ist voller Steine und nur mühsam zu kultivieren. Dann stellt sich auch noch ein Stein als Schädel heraus und es findet sich ein ganzes Skelett. Offenbar ist die Frau aber schon vor dem Bau des Hauses umgebracht worden, weshalb die Polizei die Ermittlungen einstellt.

Julia beginnt selbst nachzuforschen: mithilfe eines alten Mannes, Verwandter der Vorbesitzerin des Hauses, stösst sie auf eine schreckliche Folge von Bistoner Ereignissen aus dem Jahr 1830: Frauen sterben im Kindbettfieber, Medizinstudenten sezieren nicht immer legal beschaffte Leichen und einer von ihnen, der aus einfachen Verhältnissen stammende Norris Marshall, gerät plötzlich unter Verdacht, als eine Serie von brutalen nächtlichen Morden die Stadt erschüttert. er beginnt selbst nachzuforschen und bringt nicht nur sich, sondern auch die einzige Zeugin in höchste Gefahr: der Mörder scheint nicht nur skrupellos zu sein, sondern auch mächtige Verbündete zu haben. Bis Norris endlich die Wahrheit erkennt und sich die Ereignisse überschlagen.

Gerritsen ist mit „Leichenraub“ ein packender Medizinthriller gelungen, der einen tief in das Boston des 19. Jahrhunderts entführt und medizinhistorische Fakten geschickt mit einer düsteren Mordgeschichte verbindet. Die Rahmenhandlung um Julia Hamill erweist sich dabei durchaus als notwendig, hätte aber nicht unbedingt um eine Liebesgeschichte erweitert werden msüsen. Auch hier gibt es wieder anatomische Sektionsdetails, die manche Leserin, manchen Leser eher abschrecken könnten – da sie zum Verständnis de Handlung aber nicht immer nötig sind, kann man sie getrost auch querlesen. Ein spannender historischer Medizinthriller, den man wie alle Bücher von Tess Gerritsen nicht aus den Händen legen möchte, bis man endlich die Antwort auf die Frage weiss: Whodunit?