
Wer jemals in Japan war, wird sich als Westeuropäer sicher ebenso fremd wie bezaubert gefühlt haben, verbunden mit dem Gefühl eigener, nicht nur körperlicher Grobschlächtigkeit und unsensibler, unpassender Direktheit.
Unter dem Pseudonym Dana Phillips haben die Autorin Jule Görsdorf und eine Freundin einen kurzweiligen (fiktiven) Reisebericht geschrieben über eine Kreuzfahrt auf dem „Peace Boat“, einem japanischen Kreuzfahrtschiff, das einer Non-Profit-Organisation gehört und mit dem Auftrag der Förderung von Frieden, Vökerverständigung und ökologischer Nachhaltigkeit über die Weltmeere schippert.
Dana, die Protagonistin des Reiseberichtes, gerät eher zufällig an den Auftrag, auf dem Peace Boat mitzufahren. Unglücklich in ihrer Beziehung zu einem Italiener, bricht sie schliesslich
widerwillig nach Japan auf und sieht sich rasch einer völlig fremden Welt ausgesetzt. Endlich nach einer durch die Sprachbarriere nicht leicht zu meisternden Odyssee glücklich eingeschifft, teilt sie die Kabine mit mehreren Japanerinnen und sieht sich als eine der wenigen Nicht-Japanerinnen bald der geballten Macht japanischer Kultur und Lebensart ausgesetzt, der – man ist zumeist mit dem Schiff auf hoher See – nicht so einfach zu entfliehen ist. Also taucht man wie Dana letztlich besser ein.
Unterbrochen von kurzen sachlichen Erläuterungen japanischer Gepflogenheiten, vermittelt einem die kurzweilige, erkennbar im Hinblick auf die Vermittlung von Landeskunde aufgebaute Geschichte auf durchaus unterhaltsame und humorvolle Weise Einblicke in die japanische Kultur und Lebensart, ohne je respektlos zu werden. Eine kleine Liebesaffäre mit einem Japaner ist ebenso dabei wie die intensiv beschriebenen Begegnungen mit Japanerinnen und Japanern unterschiedlicher Generationen, verbunden mit der Schilderung typischen Aktivitäten und Gewohnheiten beim Essen, Gemeinschaftsspielen oder bei Ausflügen an Land. Natürlich ist dieser Reisebericht auch ein Roman, so dass man sich schon darauf einlassen sollte, eine Geschichte erzählt zu bekommen. Der fiktiven Kreuzfahrt liegen allerdings offenbar gute Recherchen zugrunde, denn das Schiff gibt es tatsächlich und die beiden Autorinnen sind auch offensichtlich damit gereist.
Wer sich auf leichte, unterhaltsame Art mit Kultur und Lebensart Japans beschäftigen möchte, ist mit diesem Buch gut bedient, in dem auch „Eingeweihte“ manches Unbekannte entdecken und altvertraute Erfahrungen wiederfinden können. Wer mehr wissen möchte, kann danach die hier bereits vorgestellte „Gebrauchsanweisung für Japan“ lesen, die das Thema sehr viel stärker vertieft und mit feinem Humor aufbereitet.
Wer dann beide Bücher gelesen hat, ziehe sich tief in sich selbst zurück, konzentriere sich und stelle sich schliesslich vor, ein Japaner zu sein … und mit 1000 Deutschen auf Kreuzfahrt zu gehen. Wer würde die Geschichte darüber nicht gerne lesen?