
Es gibt die unterschiedlichsten Motivationen dafür, nach und in Afika zu reisen und das auch noch über viele Monate: die Flucht vor dem Alltag und anderem Unbill kann dafür ebenso entscheidend sein wie die Suche nach einer Zeit des anderen Lebens, in reiheit, Selbstbestimmung, vielleicht sogar verbunden mit einer anderen Form von Glück.
Für den zu Beginn seiner Reise 29jährigen erfolgreichen Fotojournalisten Christoph Bangert war das vorherrschende Motiv die Flucht aus seinem Alltag: viele Monate Aufenthalt in Kriegs- und Krisengebieten und das permanente Herumreisen hatten ihn an die Grenzen gebracht und machten einen Ausstieg nötig. Einen Ausstieg, der für den tourenerfahrenen, mit seiner japanischen Freundin Chiho in New York lebenden Bangert mit der Suche nach Abenteuer verbunden war. Das kann man gerade auch als Europäer kritisch sehen – und Bangert ist reflektiert genug, seine Reisemotivationen zu hinterfragen: seine Neugier richtet sich letztlich auf das Afrika jenseits der Klischees, ob sie nun den ‚edlen Wilden‘ umfassen, den Kontinent der Löwen und Elefanten oder der Armut, der Hungersnöte und des Krieges.
Fast 14 Monate ist er unterwegs und fährt mit seinem Landrover dabei 60000 Kilometer von Deutschland über Spanien durch ganz Afrika, um danach über die Türkei zurückzukehren. Einen Großteil der Reise wird er begleitet von Chiho. Daraus ist ein Buch enstanden, das den üblichen Rahmen von Reisebüchern sprengt. Es kommt bei National Geographic Deutschland heraus, hat Bildbandformat und ein gesundes Gewicht – und es glänzt mit einer liebevollen Ausstattung vom Lesebändchen über den sorgfältig gestalteten Einband bis hin zu den zahllosen Fotos, Skizzen, Karten, die ergänzt werden von alten Postkarten, Visumstempeln, Briefmarken, handschriftlichen Eintragungen, die die tagebuchartigen gegliederten Berichte ergänzen.
abei wird nicht wie üblich eine Hochglanzfotoseite neben die andere gereiht: da stehen kontaktabzugartige Bilderreihen neben Schnappschüssen, werden Fotos überlappend montiert und wieder andere auf eine Doppelseite gezogen. Immer aber stehen die Fotos und die anderen abgebildeten Dinge im engen Kontakt zum Tagebuch, in dem Bangert auf sehr persönliche Weise von seiner Reise berichtet, von erfreuliche Begegnungen und bürokratischen Schwierigkeiten, von Gefahren und Überraschungen, Reparaturen und Krankheiten. Er richtet sich ein in den zum Teil befremdlichen Alltagswelten Afrikas, passt sich an, wo es nötig scheint, streitet sich, wo ihm die Behandlung etwas bei bürokratischen Spitzfindigkeiten ungerecht und schikanös erscheint, knüpft Kontakte, wo er Menschen begegnet, und ist neugierig auf ihre Geschichten .
So erlebt er wie erhofft ein Afrika jenseits der alltäglich im Fernsehen gezeigten Bildern, voller Widersprüche und Fremdheiten, aber auch Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Es wird mehr und mehr deutlich, dass es DAS Afrika nicht gibt oder DEN Afrikaner, dass schon ein Grenzübertritt einen in ein völlig anderes Land mit anderen Mentalitäten, Strukturen, Problemen und Hoffnungen bringen kann. Das reiche Namibia und der bürgerkriegsversehrte Kongo bilden dabei so etwas wie Gegenpole auf dieser Reise der Gegensätzlichkeiten, die Bangert und seine Frau durch atemberaubende Landschaften führt.
Die Fotos sparen dabei nichts aus – weder die Schönheit der Menschen und Landschaften noch die Armut, die Mühsal und das Elend: Postkartenidyllen von Elefanten haben hier ebenso einen Platz wie Bilder eines totgefahrenen Esels. Auch hier hebt sich das Buch wohltuend von manch anderem Bildband ab und bringt einem über die subjektive, persönliche Sichtweise Bangerts nahe, die Augen für das andere Afrika zu öffnen. Die tagebuchartigen Berichtssequenzen enthalten dabei neben Reiseeindrücken und subjektiven Reflexionen über Erlebtes auch reportageartige Elemente, die einem die einzelnen bereisten Länder und ihre Besonderheiten vielleicht näher bringen als so manche trockene Landeskunde.
Nach Lektüre dieses in jeder Hinsicht gewichtigen, gehaltvollen, sehr persönlichen Reiseberichtes empfindet man großen Respekt vor Bangerts zum Teil gefahrvoller langer Reise und seiner offenen, ehrlichen Schreibweise, die zusammen mit den nicht per Photoshop optimierten Illustrationen eine gute, Authetizität gewährleistende Verbindung eingehen.
Für alle, die gerne Bücher von weiten Reisen lesen, sich an ungewöhnlichen Sichtweisen und aus dem Rahmen fallenden Buchgestaltungen erfreuen können, sei dieses Buch sehr empfohlen.
Ich hab den Beitrag schon vor ein paar Tagen gelesen. Hab es dann meinem Mann gezeigt, weil ich weiß, dass ihm das gefallen würde. Hier kommen ja gleich zwei Sachen zusammen, die ihn interessieren. Afrika und der Landy. 🙂
Habe das Buch nun bestellt und bedanke mich bei Dir für diesen Tip.
LG Gabi
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Hallo Gabi,
das freut mich. Dann wünsche ich Deinem Mann im doppelten Sinne eine spannende Lektüre!
Herzlich grüsst
Jarg
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Danke.
Das Buch ist angekommen. Und schon beim ersten Durchblättern sind wir beide begeistert davon. Ich finde die Aufmachung sehr gut und wie Du schreibst, hier sind nicht nur touristische Highlights und nicht nur die heile Welt abgebildet. Und auch beim kurzen rein- und querlesen fanden wir Gefallen daran. Das Buch war zwar nicht ganz billig, aber es ist seinen Preis wert.
Nochmals danke für den Tip für dieses wunderschöne Buch.
LG Gabi
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Hallo Gabi, das freut mich sehr!! Weiterhin eine bereichern Lektüre wünscht Euch
Jargon
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Danke.
LG Gabi
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