Als mehrere Raumsonden unter mysteriösen Umständen am Rande des Sonnensystems verschwinden, planen die NASA und der ambitionierte Milliardär Unternehmer Wyman von Centauri eine bemannte Mission, um das Rätsel zu lösen und damit auch die interstellare Raumfahrt einen Schritt vorwärts zu bringen. Der raubeinige NASA-Veteran Ed Walker, der gerade erst seine Crew aus der abstürzenden ISS gerettet hat, erhält das Kommando über die Helios und ein sehr heterogen zusammengestelltes Team, in dem sich neben seiner NASA-Kollegin Wendy auch der begabte, aber für die Raumfahrt eigentlich völlig ungeeignete Forscher David Holmes und die selbstbewusste Ingenieurin Grace Cooper befinden.
Schon die Vorbereitungen des Raumfluges werden zu einer technischen und logistischen Herausforderung bis hin zum neuen, auf Antimaterie beruhenden Antrieb der Helios. Während die Krisen auf der Erde und vor allem der Konflikt zwischen China und Amerika sich immer weiter zuspitzen, gelangt die Helios nach etlichen Monaten an das Ziel ihrer Reise. Entsetzt muss die Besatzung feststellen, dass es am Rande des Sonnensystems etwas gibt, womit niemand je gerechnet hätte …
Dem Raumfahrtingenieur Phillip P. Peterson ist ein überaus spannender, mit einer Unmenge Wissenschaft angereicherter und dennoch gut zu lesender Roman gelungen, der sich aus der Masse der Science-Fiction-Literatur heraushebt. Peterson entwickelt seinen Roman auf der Basis heute denkbar erscheinender technischer Möglichkeiten in Verbindung mit auf romanhafte Darstellung geschickt heruntergebrochenen, hochwissenschaftlichen Theorien und Spekulationen vom Fermi-Paradoxon bis hin zu´Möglichkeiten und Gefahren des Einsatzes von Nanotechnologie. Der Roman, der zu Beginn noch mit dem Motiv der Raumfahrt als in die Jahre gekommenes technisches Abenteuer spielt, taucht mit dem Start der Helios im dritten Drittel des Buches ab in die Mysterien des Weltalls und die Grenzbereiche menschlichen Denkens, Wissens und Vorstellungsvermögens.
Ähnlich wie bei dem zu Recht hochgelobten „Marsianer“ spielt auch bei Peterson die Ausgesetztheit des Menschen im Weltall eine große, wenn auch nicht die einzige Rolle. Steht beim „Marsianer“ die Frage nach Rückkehr eines einzelnen Menschen auf die Erde und damit den einzigen lebenswerten Bereich im Sonnensystem im Fokus, brechen bei Peterson mehrere Menschen in einer Crew, die erst nach und nach zusammenwächst, in die einsamen Weiten des Weltalls auf: dabei lassen sie eine von Konflikten und Krisen gezeichnete Erde zurück und machen zugleich am Rande des Sonnensystems eine dramatische Entdeckung, die den Menschen und seine Aggressivität vor dem Hintergrund der Unendlichkeit des Universums in einem geradezu erschreckend lächerlichen, ja traurigen Licht erscheinen lässt – und zugleich deutlich macht, wie zerbrechlich das Leben und seine Habitate im Weltall sind.
Ein hochspannender, dramatischer Roman, der Fiktion und Wissenschaft sowie die Genres Dystopie und Science Fiction hervorragend zu einer mitreißenden, im letzten Drittel allerdings auch äußerst bedrückenden Geschichte verbindet, die man nicht mehr aus der Hand legen mag und die noch lange nachklingt.
Den Roman „Paradox“ habe ich regelrecht verschlungen, so dass ich auch eine Rezension (mit Interview des Autors im Video) über das Buch geschrieben habe:
http://volkerhoff.com/buchtipp-paradox-am-abgrund-der-ewigkeit/
Mittlerweile habe ich auch seinen ersten Roman „Transport“ gelesen und bin mindestens genauso begeistert:
http://volkerhoff.com/buchtipp-transport-phillip-p-petersen/
Die aktuelle Fortsetzung „Transport 2“ gibt es bereits als E-book, ich werde mir in Kürze die Print-Version bestellen.
Peterson macht süchtig… 🙂
Galaktische Grüße vom Zeitreisenden!
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Hallo Volker,
danke für die Hinweise und Links. Die weiteren Romane von ihm hatte ich noch gar nicht auf dem Schirm.
Herzlich grüßt
Jarg
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