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Wild: oder Der letzte Trip auf Erden / Reinhold Messner

Die gescheiterte Antarktisexpedition 1914-1916 von Ernest Shackleton ist heute vor allem deshalb in Erinnerung, weil Shackleton und fünf Männer nach dem Untergang der Endurance im Packeis und der gefährlichen Fahrt mit drei Rettungsbooten übers Südpolarmeer in einer äußerst kühnen Aktion das Beiboot James Caird über 1500 km rauhe See nach
Südgeorgien segelten, um dort Hilfe zu holen und die 22 auf Elephant Island unter erbärmlichsten Bedingungen zurückgelassenen Männer zu retten: keiner ging am Ende verloren, und Shackleton gilt bis heute aufgrund seines Führungsstils als Vorbild.

Reinhold Messner, der bereits mehrfach in der Antarktis war und dabei auch den Spuren von Polarforschern gefolgt ist, setzt in seinem Buch den Fokus auf Shackletons Stellvertreter und Freund, Frank Wild. Auf Elephant Island war es Wild, der das Vertrauen der 22 zurückgebliebenen Männer auf Rettung stets auf neue am Leben hielt und ihnen das Überleben in den vier Monaten überhaupt erst möglich machte. Während beide Männer die Faszination für die extreme Natur der Polgebiete und für das Abenteuer teilten, war Shackleton die zerrissenere Persönlichkeit: während er auf den Ruhm fokussiert war und in Phasen seines Lebens dem Alkohol verfiel, kam Wild die Rolle des mentalen Korrektivs zu, der mit seiner ausgleichenden Art allzu kühne Aktionen seines Chefs bremste oder gar verhinderte. Beide Männer sind ohneeinander nicht denkbar.

Messner versucht sich Wild über fiktive Dialoge zu nähern, die zwar spekulativ sein dürften, aber den Versuch machen, Mentalität und Charakter Wilds deutlicher zutage treten zu lassen, der anders als Shackleton und andere Teilnehmer der Expedition kein Buch geschrieben hatte und am Ende seines Lebens arm als Farmer starb. Wenngleich die Dialoge etwas hölzern klingen, vermitteln sie doch ein gutes Bild der Ereignisse und vor allem des besonderen Verhältnisses zwischen Shackleton und Wild, dass zur Basis des Vertrauens wurde, welches die anderen Expeditionsteilnehmer in die beiden setzten. Darüberhinaus wartet Messner, der erfahrene Grenzgänger, mit überaus beeindruckenden, zuweilen sehr berührenden Naturschilderungen auf, die die Welt der Antarktis, aber auch die Bedingungen auf früheren Expeditionen sehr plastisch werden lassen. Insbesondere die Schilderung der vielen Wochen unter elenden Bedingungen auf Elephant Island zählt zu den stärksten Teilen des Buches.

Es ist spürbar, wie sehr Messner Wild, aber auch Shackleton bewundert – auch im Wissen um die zur damaligen Zeit ungleich schwierigeren technischen Möglichkeiten für Expeditionen in extreme Zonen unseres Planeten. Ein ebenso spannendes wie beeindruckendes Buch nicht nur für Shackleton-Bewunderer, sondern für all jene, die sich für die extremen Landschaften der Polargebiete begeistern können.

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