Hortense ist 27 Jahre alt, als ihre Adoptivmutter, die sie als Kind aufgenommen hat, stirbt. Die gut bezahlte Optikerin macht sich auf die Suche nach ihrer wahren Mutter – und entdeckt sie in der weißen, aus dem Arbeitermilieu stammenden Cynthia, die mit etwas über vierzig Lebensjahren einsam in einem heruntergekommenen Haus am Stadtrand von London lebt. Sie ist im Streit mit ihrer zweiten, als Straßenkehrerin arbeitenden 20jährigen Tochter Roxanne, die sie für unmündig hält.
Das Verhältnis zu ihrem jüngeren Bruder Maurice, einem einigermaßen erfolgreichen Fotografen, ist ebenfalls zerrüttet, weil seine Frau Monica und sie einander nicht ausstehen können – und Cynthia zu stolz ist, auf ihn zuzugehen. Als Hortense mit ihr Kontakt aufnimmt, bringt sie zunächst weitere Unruhe in Cynthias Leben, die sich plötzlich an die stets geheimgehaltene Tochter erinnern muss, die sie mit 15 Jahren geboren hat. Zugleich muss sich damit auseinandersetzen, dass diese schwarz ist.
Doch die gebildete, erfolgreiche Hortense kann die Zurückhaltung von Cynthia bald überwinden und zwischen den beiden Frauen entwickelt sich eine Freundschaft. Cynthia stellt sie auf der Geburtstagsfeier von Roxanne als Kollegin vor. Doch dann kommt es zum Eklat in der Familie – und nicht nur Cynthias lange gehütetes Geheimnis kommt ans Licht.
Mike Leighs 1996 im Kino präsentierter Film erhielt nicht ohne Grund etliche namhafte Auszeichnungen und war in fünf Kategorien für den Oscar nominiert (konnte sich aber gegen „Der englische Patient“ nicht durchsetzen). Auch in diesem Film hat Leigh trotz vorhandenen Drehbuchs im Laufe der Entstehung stark improvisiert. So bekamen die Schauspielerinnen ihre Rollen zwar erklärt, aber zum Teil wurden sie über die der anderen im Unklaren gelassen und konnten ihre Texte selbst entwickeln. Dabei ist ein starker, unmittelbarer und hoch intensiver Film entstanden über verdrängte Gefühle und verborgene Wahrheiten, die am Ende aufbrechen.
Leigh rutscht trotzdem nie in sentimentales Kitschkino ab: durch die genaue und glaubhafte Zeichnung seiner Figuren bis in die Kleidung, ihre Sprache und ihren Gestus konzentriert er einen Ausschnitt aus gesellschaftlichen Wirklichkeiten und Umständen zu einem hochspannenden, wahrhaftigen und beeindruckenden Film, der zwischen Tragik und Komik gekonnt die Balance hält.