Mit der Verkehrswende tut sich Deutschland ja bekanntlich schwer: Autos sind in der Bundesrepublik weiterhin ein scheinbar unverzichtbarer Fetisch, Verkehrsinfrastruktur wird hauptsächlich in Strassen gedacht, Güterverkehr auf der Straße nimmt exorbitant zu und die Bahn erweist sich auch nicht als so stark, wie sie sein könnte. Von der Umweltverschmutzung, den vielen Unfällen und den übervollen Städten ganz zu schweigen.
Fängt man an, über Fahrverbote, Reduzierung von Verkehrsflächen, Sperrung der Innenstädte für den motorisierten Inividualverkehr oder gar Tempolimit zu reden, geht eine hysterischer Protest durchs Land als würde es um die letzte verbliebene Freiheit eines geknechteten Volkes gehen. Umso mehr ist es in einem vom Auto und für das Auto zugerichteten Land wie dem unseren nötig, darauf aufmerksam zu machen, dass es Alternativen gibt und auch ein Leben ohne Auto nicht nur vorstellbar, sondern attraktiv sein kann.
Da setzt das vorliegende Buch an. Nachdem zunächst auf die Vorteile eines autolosen Lebens eingegangen, ein veritables Entwöhnungstraining vorgestellt und auf die finanziellen und gesundheitlichen Benefits eingegangen wird, folgen handfeste Tipps. Ob Radfahren mit schnellen Tourenbikes oder Lastenrädern, Transportherausforderugen, ÖPNV und Sharingangebote, Reisen ohne Auto oder autofreies Leben mit Kindern – verbunden mit Erfahrungsberichten, Links, Literaturtipps und Checklisten wird daraus eine überaus praxisnahe Lektüre, die niedrigschwellig über Alternativen zum Auto informiert und mit Fokus auf die umweltpolitische Bedeutung Lust auf den Umstieg macht.
Eine sehr empfohlene Lektüre in Zeiten der Verkehrswende, wachsendem Unwohlsein bezüglich der Masse an fahrendem und stehendem Verkehr sowie vieler Radentscheide allerorten.
Lieber Jarg,
die deutsche Nationalhymne könnte auch
„Auto, Auto über alles für ein rasend Asphaltland …“ heißen. 😉
Ich hatte noch nie ein Auto und bin damit bisher trotzdem meist gut vorangekommen. Das Geld, das ich mir durch meine weitgehend autolose Alltagsbewältigung spare, trage ich gerne in den örtlichen Bioladen.
Ich habe zwei Buslinien in meiner fußläufigen Nähe, eine in zweiminütiger und eine in fünfminütiger Entfernung, der eine Bus fährt halbstündlich, der andere alle zehn Minuten. Der nächste Bahnhof ist mit einer zwölfminütigen Busfahrt zu erreichen. Also steht weltweiten Reisebedürfnissen nichts im Wege.
Außerdem kann ich beim Bus- und Bahnfahren meist sehr bequem lesen …
Harmonische Grüße von
Ulrike
LikeLike
Liebe Ulrike,
bis zu meinem 40 Geburtstag hatte ich noch nicht mal einen Führerschein: mein Ideal war, dereinst als letzter führerscheinloser Deutscher in die Grube zu fahren. Dann kam der Deal: meine Frau bekam die Kinder und ich im gegenzug den Auftrag, einen Führerschein zu machen. Es folgte eine kurze Phase des Auslebens sanft archaischer Instinkte, in denen ich jede Gelegenheit nutzte, an das Steuer von Autos zu kommen, die ich noch nicht kannte. Zwei Jahre fuhr ich dann Samstags die 55 km mit dem Auto zur Arbeit, um Fahrpraxis zu bekommen, was meinen Hörbuch- und Musikkonsum erfreulich steigerte. Danach stellte ich das aus Kostengründen ein – und weil ich mit dem Zug genauso schnell und dafür entspannter zur Arbeit reise, lesen kann, Leute treffe, den Blick schweifen lasse. Oder ich fahre mit dem Rad: entweder mit dem Falti zum Bahnhof (15 km täglich) oder ganz (110 km hin- und zurück). Macht Laune. 😉
Autobesitz wird auf Dauer eh ein Anachronismus sein und ist es im Grunde schon jetzt: wenn ich mir die ganzen geknechteten Autobesitzer ansehe, bekomme ich manchmal schon Mitleid.
Ein feines Wochenende wünscht Dir
Jarg
LikeGefällt 1 Person
Lieber Jarg,
hab‘ dank für Deinen ausführlichen Bericht.
Ich habe tatsächlich keinen Führerschein und werde wohl auch niemals einen bekommen, da meine ausgeprägte Rechts-Links-Schwäche wahrscheinlich jeden Fahrlehrer in den Wahnsinn treiben würde. 😉
Ich denke auch, das der statussymbolträchtige Individualverkehr uneffizient und verschwenderisch ist, und zwar in Hinsicht auf den Treibstoff, die Raumverschwendung (Parkplätze usw.), die Luftverschmutzung und die Zeitverluste durch Staus, Autopflege usw.
Ein schönes Wochenende wünscht Dir
Ulrike
LikeGefällt 1 Person
Liebe Ulrike,
das ist unbedingt so. Von daher hoffe ich sehr auf eine wirkliche Verkehrswende. Ist schwer im Autofetischland Deutschland.
Auch dir ein zauberhaftes Wochenende!
Jarg
LikeGefällt 1 Person