Rainer Moritz, Leiter des Hamburger Literaturhauses und Autor einiger bemerkenswert feinsinniger Bücher (darunter „Die Überlebensbibliothek“), setzt sich im vorliegendem Buch mit dem Tod seines Vaters auseinander. Ansatzpunkt für seine Reflexionen sind dabei Gegenstände aus der Wohnung der Eltern, in denen sich nicht nur die Persönlichkeit des Vaters spiegelt, sondern auch die Erinnerung an die Kinder- und Jugendzeit und die späten Jahre.
Im Alltag banal erscheinende Gegenstände wie der Sessel, der Aschenbecher, der Kleiderschrank oder die Terrassentür bekommen dabei eine emotionale Tiefe und verbinden ihr bloßes Sein ebenso mit längst verflossenen Augenblicken wie mit bestimmten Charaktermerkmalen, Gewohnheiten und nicht zuletzt mit der Beziehung zwischen dem Vater, der nicht mehr ist, und dem Sohn, für den die Gegenstände eine Brücke bauen über die Leere des Todes hinweg zum Vater.
Moritz schreibt dabei gefühl- und liebevoll, ohne je rührselig oder sentimental zu werden: so wird in der Erinnerung in Umrissen, skizzierten Details und mancher Nahaufnahme ein Mensch sichtbar und ebenso der Sohn, der ihn vermisst und sich an ihn erinnert. Ein feines, melancholisches und klares Buch über eine ganz persönliche Auseinandersetzung mit dem Tod.