Da geht man nichtsahnend mit starken Schmerzen zum Zahnarzt – und dann hat dieser nicht nur den gleichen Nachnahmen, sondern hat auch eine ähnliche Nase wie man selbst. Leider kommt Pekka Kirnuvaara nicht dazu, weitere Nachforschungen anzustellen, da Esko Kirnuvaara, der ganz in seiner Zahnarztexistenz aufgeht und ausserhalb nicht viel kennt, jegliche Klärungsversuche buchstäblich mit dentistischer Professionalität abwehrt.
Doch der weltoffene Pekka, von seiner Frau getrennt lebender Werber und Vater von zwei Kindern, bleibt hartnäckig. Tatsächlich lässt sich sein eigenbrötlerischer Halbbruder Esko überreden, gemeinsam auf die Suche nach dem verschollenen Vater zu gehen, den sie beide nie wirklich kennengelernt haben. Wenig später finden sie sich auf einer aberwitzigen Odyssee wieder, die sie nicht nur um die halbe Welt führt, sondern nach und nach weitere Halbgeschwister als Reisebegleitung zugesellt. Offensichtlich hat ihr Vater es nie lange an einem Ort ausgehalten und eine wahre Perlenkette von Kindern auf dem Globus bei seinen stets überstürzten Fluchten hinterlassen. Nur langsam entdecken sie, dass Onni mehr war als ein nichtsnutziger Tunichgut – und verändern sich dabei selbst.
Abwechselnd aus der Sicht von Pekka und Esko erzählt, entwickelt Miika Nousiainens Roman schon bald beträchtlichen Charme. Glaubhaft entwickelt der Autor seine zunächst unwahrscheinlich und schräg erscheinende Geschichte und ihre Charaktere zu einem sich zusehends beschleunigenden literarischen Roadmovie der besonderen Art, der um Toleranz, Familie und die eigene Persönlichkeit ossziliert. Daraus wird eine spannende, humorvolle Geschichte mit Esprit, Verve und Tiefgang, an deren Ende man Pekka, Erko und ihre neu entdeckten Geschwister ins Herz geschlossen und en passant und einiges über Zahnmedizin und die korrekte Verwendung von Zahnseide gelernt hat. Ein herrlich bissiges und zugleich warmherziges Buch, das ich gerne empfehle.
Da muss ich an den Film gestern Abend bei arte denken, da ähnliches Grundthema. „Stromaufwärts“ hieß der Film. Das Buch scheint ein feines zu sein, das will ich nun lesen!
Gruß von Sonja
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Oh, nach dem Film muss ich gucken. Viel Spass mit dem Buch und verzeih die späte Antwort auf deinen Kommentar.
Herzlich grüsst Jarg
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