So kann es gehen, wenn man Mitte Zwanzig ist und immer noch auf der Suche nach dem Weg, dem Platz im Leben. Drei Freunde treffen sich , um ein ödes Fußballspiel im Fernsehen anzusehen – und sitzen wenig später im alten orangefarbenen VW-Bus des einen auf dem Weg nach Südfrankreich. Da ist Felix, der Ich-Erzähler, ein schweigsames Mathegenie, das die Schule abgebrochen hat, als Fahrer für behinderte Kinder arbeitet und in einem Bauwagen auf einer Brache lebt. Dann gibt es den Musiker und Lebenskünstler Marc. Und der Dritte im Bunde ist der muskulös-durchtrainierte pedantische Bernhard, der alles Unglück der Welt zu tragen meint, unglücklich in Zoe verliebt ist … und auch noch seine parkinsonkranke Mutter betreuen muss.
Doch als Felix beiläufig erzählt, dass er von seinem Onkel Hugo unerwartet ein Haus in Südfrankreich geerbt hat, ist plötzlich alles anders: schon am nächsten Morgen geht es los mit Marcs marodem altem VW-Bus und sie brechen aus aus ihren festgefahrenen, unentschiedenen Leben, immer begleitet von Musik aus den Lautsprechern und den großen und kleinen Fragen des Lebens. Schon bald sind sie nicht mehr allein, denn auf einem Autobahnrastplatz gabeln sie die amazonenhafte Lillith auf, die wutentbrannt einem Maserati m,it zudringlichem Fahrer entsteigt. Ab Genf gesellt sich überraschend Zoe zu ihnen, die festgestellt hat, dass ihre hohen Erwartungen an Ludger, ihren Chef, enttäuscht werden und sie weiter nur die Geliebte bleibt. Und dann ist da noch Jenny, die unglückliche Französin. Alle fünf fahren Sie hinein in den Süden, begeben sich auf eine aberwitzige Reise, ertrinken fast in einem Bergsee, liefern sich eine wilde Autoverfolgungsjagd mit einem dienstbeflissenen Polizisten, bis sie endlich, endlich, das Haus erreichen … und ein Schachspiel über alles oder nichts entscheidet.
Edgar Rai ist ein wunderbares literarisches Roadmovie gelungen über eine Reise, die alle Beteiligten nachhaltig verändert: melancholisch und witzig zugleich, voller Sehnsucht, Klang und Farbe, beschäftigt sich der Roman klug und unterhaltsam zugleich mit tiefer Freundschaft und der einen, großen, brenndenen Frage nach dem Sinn, verbunden mit einer abenteuerlichen Reise, bei der Leser quasi mit im Bus sitzt und gespannend sowohl die Reise als auch die innere Entwicklung der Reisenden verfolgt. Ein wundervolles Buch – bestes Kopf- und Bauchkino in Romanform, das man nicht aus der Hand zu legen vermag, einen in diesem verregneten August nicht nur an den Geschmack des Sommers erinnert und Lust macht, ihn auch zu besteigen, den VW Bus nach Süden, ins Leben!