Turku in Finnland. Sanna ist tot. Den jungen Kommissar Kimmo Joentaa stürzt der unbegreifliche Krebstod seiner jungen Frau in eine tiefe Lebens- und Sinnkrise. Um den Gedanken an Selbstmord zu verdrängen, versucht er wie immer seiner Arbeit nachzugehen. Als eine Frau tot aufgefunden wird, erstickt mit einem Kissen im Schlaf, glaubt Joentaa für einen Moment, Sanna vor sich zu sehen. Weitere Morde geschehen – und immer werden die Opfer ohne erlennbare Gegenwehr erstickt, hinterlässt der Mörder keine Spuren, scheint es kein Motiv, keine Gemeinsamkeit der Opfer zu geben. Die polizeilichen Ermittlungen gehen ins Leere – nur Kimmo Joentaa, sensibilisiert durch den Tod seiner Frau, spürt eine unerklärliche Nähe zu dem Mörder und seinen Motiven: eine Nähe, die ihn schliesslich auf die richtige Spur führt. Dabei begeleitet ihn die Angst, dass die Lösung des Rätsels, die Verhaftung des Mörders wieder den durch Sannas Tod entstandenen Abgrund öffnet, in den er ohne die intensiven Ermittlungen zu stürzen drohte.
„Eismond“ ist Wagners erster Kriminalroman aus der Kimmo-Joentaa-Reihe. Wagner gelingt etwas Bemerkenswertes: die Tiefe persönliche Krise des Helden Joentaa, ausgelöst durch den unfasslichen Tod seiner Frau, schafft eine intensive, tranceartige Sensibilität des Ermittlers und letztlich eine Verbindung zum Mörder, die im Erleben eines großen Verlustes zu bestehen scheint. „Eismond“ zeichnet seine Protagonisten bis in die Nebenfiguren hinein psychologisch überzeugend. Das verbindende Element zwischen Mörder und Kommissar – der Tod eines geliebten Menschen – wird geschickt in die Handlung gewoben und durch die wechselnden Erzählperspektiven der beiden Hauptprotagonisten schlüssig entwickelt. Dabei bleibt Wagner nicht an der Oberfläche, den „Eismond“ ist durchaus nicht nur ein Kriminalroman, sondern auch eine überzeugende literarische Auseinandersetzung mit der Leere, die der Tod hinterlässt, und die durch sie veränderte, intensivere Wahrnehmung der Wirklichkeit. Mit Kimmo Joentaa schafft Wagner darüber hinaus eine überaus interessante Figur, setzt sich der finnische Kommissar doch wohltuend von den Ermittlerklischees gängiger Kriminalrmane ab.
Ein wunderbarer, literarischer Kriminalroman, der in verknappter, intensiver Sprache eine subtil aufgebaute, fein verwobenen Handlung erzählt.
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Danke für das Rebloggen 🙂
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Schön, dass du nun auch den ersten Teil der Reihe gelesen und einen ebenso positiven Eindruck bekommen hast wie bei den anderen Büchern. Ich bin nach wie vor nicht über Eismond nicht hinausgekommen, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich auch zu den anderen Bänden greife.
Hast du eigentlich vor, nach der Joentaa-Reihe auch andere Romane von Jan Costin Wagner zu lesen?
Liebe Grüße,
caterina
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Vielen Dank, Jarg, für die gute Besprechung! Wie Du ja weißt, schätzen wir den Autor und seine „Kimmo-Joentaa-Krimis“ sehr!
Freut uns, dass Du sein literarisches Können ähnlich empfindest. Und wir wünschen ihm viele Leser, die Lust an richtig gut geschriebenen Büchern und Krimis haben, denn, wie Du es sagst, „setzt sich der finnische Kommissar doch wohltuend von den Ermittlerklischees gängiger Kriminalrmane ab.“
mb
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Keine Ursache, MB. Bleibt zu hoffen, dass der nächste Kimmo-Joentaa-Krimi bald erscheint … denn Krimis dieser Qualität sind doch eher selten.
Liebe Grüsse von Jarg
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