Weihnachten in Finnland. Für Kimmo Joentaa eine Zeit der Einsamkeit, die jählings unterbrochen wird. Zunächst steht überraschend die junge Prostituierte Larissa vor der Tür, deren wahren Namen er nicht kennt, die aber rasch zu einer stets und unvermittelt wiederkehrenden Mitbewohnerin wird. Dann wird der beliebte Rechtsmediziner und Kollege von Jeontaa, Parik Laukkanen, ohne erkennbare Gegenwehr erstochen. Wenig später findet man den ebenfalls erstochenen Puppenbauer Harri Mäkela. Einzige Gemeinsamkeit der beiden Toten ist ein Auftritt in der Talkshow von Kai-Petteri Hämäläinen, Finnlands bekanntestem Talkmaster. Als Hämäläinen in Helsinki schwer verletzt einen Mordanschlag überlebt, suchen die Ermittler verzweifelt nach einem Zusammenhang. Denn obwohk die Taten am hellichten Tag geschahen, gibt es keine Zeugen, fehlt vom Täter jede Spur. Kimmo Joentaa setzt sich im Laufe der Ermittlungen intensiv mit dem Tod und seinen Erscheinungsformen nach – und fragt sich, wie und warum eine alltägliche Unterhaltungssendung eine solche gewalttätige Reaktion hervorrufen kann.
Auch mit dem dritten Buch aus der Kimmo-Joentaa-Reihe ist Jan Costin Wagner wieder eine gelungene Kombination aus Kriminalroman und literarischer Fiktion gelungen. Mit wechselnden Perspektiven erzählt, wird sowohl die psychologische Motivation des Täters überzeugend entschlüsselt als auch Joentaas Annäherung an den Mörder behutsam entwickelt. Wie bei den anderen besprochenen Romanen von Jan Costin Wagner gelingt es dem Autor, eine Geschichte zu entwerfen, die ihren Figuren Raum für Entwicklungen und Entscheidungen gibt und so den Fortgang der Handlung erfreulich unvorhersehbar macht. Wagner führt überaus spannend die Handlungsfäden zusammen bis zum unerwarteten Ende und erzählt subtil, verknappt und sprachlich ansprechend von einem Trauma, dass sich durch fatale Umstände in unvermittelten Verbrechen entlädt, und von den Ermittlungen, die schliesslich zur Entlarvung des Mörders führen.
„Im Winter der Löwen“ zeichnet aus, was bereits die anderen Romane um Kimmo Joentaa kennzeichnet und ihre durchaus als literarisch zu bezeichnende Qualität ausmacht: sie reichen über die bloße Kriminalerzählung, das „Whodunnit“ hinaus, beschäftigen sich mit großer Sensibiltät mit den Motiven und Beweggründen hinter den Taten und offenbaren dabei allgemein Menschliches.
Und ich habe die Rezension sogar kommentiert… ja ja, mein Gedächtnis 🙂
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Siehste mal … 😉
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Kimmo Joentaa hat es dir ja wirklich angetan! Jetzt fehlt dir nur noch Das Licht in einem dunklen Haus, wenn ich mich nicht täusche. Und dann mal schauen, was folgt. Aber Jan Costin Wagner hat ja auch noch andere Bücher veröffentlicht, wenn auch – was Kritik und Verkaufszahlen betrifft – weitaus weniger erfolgreich.
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Hallo Caterina,
„Das Licht in einem dunklen Haus“ (https://jargsblog.wordpress.com/2012/02/24/das-licht-in-einem-dunklen-haus-jan-costin-wagner/) hatte ich natürlich auch schon – kann gut sein, dass mich der akute Joentaa-Mangel zu den anderen Romanen von Jan Costin Wagnertreibt, mal sehen.
Auf jeden Fall hoffe ich auf mehr … andererseits ist es ja durchaus positiv und wahrscheinlich der Qualität der Krimis zuträglich, das er sie nicht im Jahres- oder Halbjahrestakt veröffentlicht.
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