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Nadolny, Sten: Die Entdeckung der Langsamkeit

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Sten Nadolnys Entwicklungsroman ist keine autenthische Biografie von Sir John Franklin, des britischen Admirals, Polarforschers und legendär gescheiterten Leiters der britischen Expedition zur Entdeckung der Nordwestpassage. Nadolny zeigt seinen Protagonisten als langsamen Menschen, der im hohen Tempo seiner Zeit nur mit Beharrlichkeit zum Ziel kommt. Der Roman setzt in der Jugend Franklins an und zeigt einen Jungen, der sich wegen seiner beschränkten Beweglichkeit und Schnelligkeit auf die Rolle des scheinbar schwachsinnigen Außenseiters zurückgeworfen sieht. Geistig jedoch ist er ausserordentlich beweglich und kompensiert seine Schwächen mit ausgesprochener Genauigkeit. Er prägt sich Dinge und Floskeln aufs Genaueste ein, um durch schiere Überlegenheit des Gedächtnisses in Situationen schnell reagieren zu können, in denen seine Langsamkeit ihm im Weg steht. Auch als Erwachsener, der schliesslich zur See fährt, verfolgt er diese Sttrategie und hat mit seinen präzisen Navigationen und durch gründliche Überlegungen guten Vorhersagen Erfolg. Nach verschiedenen Lebensstationen, Niederlagen und Erfolgen bricht er 1845 zu seiner letzten großen Expedition auf: er soll für die englische Weltmacht die Nordwestpassage entdecken. Doch die Fahrt endet in einer Katastrophe. Nadolny schildert in der Person Franklins die Diskrepanz zwischen dem aberwitzigen Tempo der industriellen Revolution und den sich daraus ergebenden Notwendigkeiten und einem Protagonisten, der sich mit seiner Langsamkeit gegen die beschleunigte Zeit stellt und ihr die Fähigkeiten jedes Einzelnen und ihre Nützlichkeit für die Gesellschaft entgegenstellt. Franklin ist so gleichermaßen ein gegenpol zu seiner Zeit, nimmt aber als Polarforscher auch eine aktive, typische Rolle in ihr ein. „Nadolny und sein John Franklin entdecken die Langsamkeit als menschenfreundliches Prinzip. Man könnte auch sagen: die Bedächtigkeit, den vorsichtigen Umgang mit sich selber und den Dingen.“ (Die Zeit) Ein wunderbares Buch, immer wieder. Wer mehr über den wahren Franklin und seine Expedition wissen möchte, speziell über mögliche Gründe des Scheiterns, greife zu: Owen Beattie, John Geiger: Der eisige Schlaf – Das Schicksal der Franklin-Expedition

5 Kommentare zu “Nadolny, Sten: Die Entdeckung der Langsamkeit

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