Joe Bonamassa, der schon als 12jähriger mit B.B. King auf der Bühne stand, ist einer der besten Blues-Gitarristen der Gegenwart. In einer Zeit, in der Blues von den Medien eher als musikalische Randerscheinung wahrgenommen wird, zeigt er regelmäßig und in verschiedenen Kooperationen und Projekten, wie lebendig und zeitgemäß der Blues immer noch ist. Seine Stiftung „Keeping The
Blues Alive“ hat sich zum Ziel gesetzt, den Blues zu erhalten und unterstützt Schüler und Schulen.
Muddy Waters und Howlin‘ Wolf gehören zum Blues-Urgestein – und Joe Bonamassa setzt ihnen und dem Delta Blues mit diesem Benefiz-Konzert für die Foundation „Keeping The Blues Alive“ vor 9000 Zuschauern in der Arena von Red Rock ein musikalisches Denkmal der Extraklasse. Mit dem Ziel, sowohl über die Wurzeln des Blues zu informieren als auch zu unterhalten, beginnt das Doppelalbum konsequent mit einer winzigen, von Bonamassa vorgetragenen Geschichte des Mississippi Delta Blues und wird im Verlauf immer wieder ergänzt um im Originalton eingespielte Zitate aus Interviews mit Muddy Waters und Howlin Wolf. Was dem leisen Beginn folgt, ist eine opulente Hommage an die beiden Blues-Legenden und zeigt zugleich Bonamassa und seine Band auf der Höhe ihres Könnens.
Es beginnt mit etlichen Songs von Muddy Waters, gefolgt von einem Set mit Howlin-Wolf-Songs, bis schliesslich Bonamassa mit eigenen Werken den krönenden Abschluss findet. Nach dem wildrauhen „Tiger in Your Tank“ ist der Zuhörer spätestens beim dritten Song „You Shook Me“ endgültig verzückt und glücklich verloren in einem akustischen Reich des Blues. Nach der wahren Liebe in „Real Love“ verzaubert er mit dem melancholischen „My Home Is On The Delta“. Herausragend auch das schrammelig-bluesige „Spoonful“, „Klling Floor“ mit seinen Bläser-Big-Band-Sound“ und das bemerkenswerte „Evil (Is Going On)“ mit seinen raffinierten, treibend rollenden Rhythmen. Seinen eigenen Song „Oh Beautiful“ mit den fein ausgearbeiteten Tempiwechseln führt er hier zu neuen Höhen mit einem irren, virtuos-rasendem E-Gitarren-Solo, das schliesslich wieder atemlos beim Grundthema des Stücks ankommt.
Überhaupt ragt das Live-Album aus dem sowieso bemerkenswerten Houvre Bonamassas noch ein Zipfelchen hinaus. Man spürt die Begeisterung Bonamassas und der nur für dieses Konzert zusammengekommenen Musiker, die Freude am Spiel und der Improvisation. Kraftvoll und filigran, erdig und rockig zeigt und Bonamassa, dass Blues immer noch brennen kann. Für mich eines der schönsten Alben in diesem Jahr und mein Favorit für den CD-Schacht im Auto auf der anstehenden Fahrt nach Süden: also, machen Sie die Autofenster auf, reduzieren Sie die Geschwindigkeit kurz vor den Kasseler Bergen auf passable 80 km/h, ignorieren sie die rasenden Suff-Autos um sich herum und drehen Sie die Regler auf Anschlag – und Sie können sicher sein, dass sich ihr potthässlicher 1990er VW Passat Kombi spätestens dann in einen 1965 Dodge Coronet Station Wagon unter der Sonne Colorados verwandelt.
Danke für die Rezension – ich glaube, die besorge ich mir!
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Gern geschehen … und viel Freude beim Hören!
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