USA, Oklahoma. Dreissiger Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Farmer in Oklahoma und Arkansas sind bereits durch die Weltwirtschaftskrise und die zunehmende Macht der Banken hochverschuldet, als Dürrejahre, Staubstürme und Bodenerosion ihnen die Existenzgrundlage entziehen. Sie werden von den Großgrundbesitzern und den kreditgebenden Banken von ihrem Land vertrieben. Über 15% aller Einwohner von Oklahoma machen sich auf den Weg gen Westen, den dort, in Kalifornien, soll es Arbeit geben. Auch die Familie Joad ist wie hunderttausende andere gezwungen, ihre Farm zu verlassen und macht sich mit einem zusammengeflickten Auto auf den Weg nach Westen. Entlang der Route 66 brechen sie auf nach Kalifornien. Doch ihre Reise der verzweifelten Hoffnung droht den Familienzusammenhalt zu zerstören: die mitellosen Migranten sind nirgendwo willkommen und der Willkür von Polizei und Bürgerwehren ebenso ausgesetzt wie der Profitgier von Geschäftsleuten entlang der Strecke. Die Großeltern sterben entkräftet auf der Fahrt, der jüngste Sohn setzt sich ab und der mit gesundem Gerechtigkeitsgefühl ausestattete Älteste muss sich zurückhalten, da er vorbestraft und auf Bewährung entlassen ist. Und auch in Kalifornien erweisen sich die Versprechungen windiger Flugblätter von gut bezahlter Arbeit als Hohn, denn es findet sich immer noch einer, der billiger arbeitet als man selbst. Aufbegehren und Widerspruch wird nicht geduldet, und selbst die selbstorganiserten staatlichen Lager sind den Einheimischen ein Dorn im Auge. Polizei und Finanzwelt gehen eine unheilige Allianz ein mit nur einem Ziel: die Migranten nach Strich und Faden auszunutzen und jeglichen Widerspruch auszuschalten: dabei schrecken sie auch vor Mord und Brandstiftung nicht zurück. Fast zerbricht Familie Joad daran, doch während der Vater sich immer mehr zurückzieht, übernimmt die Mutter die Führung, Und Tom trifft eine Entscheidung …
Steinbecks wohl bekanntester Roman, für den er den Pulitzerpreis und später den Nobelpreis bekam, stiess in den USA auf starken Gegenwind aus Konservativen Kreisen und der Großfinanz. Der Wirkung des in sehr direkter, kraftvoller Sprache geschriebenen Romans kann sich der Leser auch heute nicht entziehen. Seine Protagonisten zerbrechen fast an den Zuständen und bewahren sich doch am Ende einen verzweifelten Stolz, eine trotzig behauptete Würde gegenüber den Verhältnissen, denen sie ohnmächtig ausgeliefert scheinen. Auch wenn das Ganze bereits über 70 Jahre zurückliegt, scheint Steinbecks Roman doch in einem hochaktuell: die Macht liegt wieder in der Hand weniger und vornehmlich der Banken und der Großindustrie. Und wieder zerstört die gesichtslose Hochfinanz die Existenzen von Menschen. Wer sieht, wie für Großprojekte (Stuttgart 21, Elbphilharmonie, Fehmarnbeltquerung) Geld verpulvert wird und gleichzeitig für Kitas, Bibliotheken, Schulen, Schwimmbäder, Volkshochschulen, städtische Infrastruktur immer weniger Geld zur Verfügung steht, der normale Bürger sich mit hochverdichteter, mäßig entlohnter Arbeit durchschlägt, während die Zahl der Millionäre in Deutschland (und anderso weiter munter wächst), wer sieht, wie die entfesselte Hochfinanz und die neoliberale Regierungen wie in Deutschland die Demokratie gefähren, kann nur die kalte Wut bekommen und wie im Roman eine Revolution herbeisehnen.
John Steinbecks „Früchte des Zorns“ ist ein ungemein fesselnder Roman, der mit der Macht des Wortes für Menschenwürde und Gerechtigkeit eintritt. Einer der großen Romane des 20. Jahrhunderts und zu recht ein Klassiker.
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