Eine Sommerwiese irgendwo in Südfrankreich. Die Kamera fährt nah heran. Ganz nah. Und entdeckt uns den Alltag der Insekten als eine faszinierende Welt: ein Mistkäfer rollt seine Kugel, Schnecken kopulieren, Hirschkäfer streiten um ihren Platz in der Hierarchie, ein Schmetterling schlüpft aus seinem Kokon. Ameisen, Spinnen, Mücken, Marienkäfer und andere Kerfen begegnen dem Betrachter buchstäblich auf Augenhöhe. Doch dann zieht Regen auf, es kracht und donnert, und das, was für uns oft nur lästiges oder erfrischendes Nass von oben ist, macht aus der Wiese einen schlammigen Untergrund und wird für die kleinen Tiere zur Gefahr.
„Mikrokosmos“ von Claude Nuridsany und Marie Perennou ist wie eine Reise in eine andere, bizarre Welt, die sich vollkommen von der unseren unterscheidet und sich direkt zu unseren Füssen befindet. Staundend folgt man den mit hohem technischen Aufwand entstandenen Szenen, berührt, bezaubert. Die Musik von Bruno Coulais trägt ebenso wie die Soundkulisse wesentlich zur Atmosphäre des Films bei: Wer einmal gesehen hat, wie zu dieser Musik eine weibliche Stechmücke aus ihrer Puppe schlüpft, wird die stechenden Plagegeister mit anderen Augen sehen.
Im Gegensatz zu anderen Naturfilmen erklärt „Mikrokosmos“ nichts, erspart sich jeden menschlichen Wortkommentar aus dem Off, droht nicht am Schluss mit dem Verschwinden als des gezeigten durch den schlechten antropogenen Einfluss. „Mikrokosmos“ zeigt uns in großen Bildern eine kleine, fremde und wunderbare Welt und macht uns gerade deshalb mit Wucht klar, was wir haben – und was wir verlieren könnten. Er zählt gerade deshalb zu einem der besten Naturfilme. Er wurde mehrfach ausgezeichnet und fasziniert auch fünfzehn Jahre nach seinem Erscheinen.
Startseite » Scheibenwelt » Film » Dokumentation & Wissen » Mikrokosmos : das Volk der Gräser / Regie u. Kamera: Claude Nuridsany u. Marie Perennou. Musik: Bruno Coulais.