Die 15jährige Lissy ist kein unbeschriebenes Blatt: sie hat die Schule faktisch abgebrochen, ist unbeherrscht und gelegentlich gewalttätig. Ihr Vater ist obdachloser Alkoholiker, ihre kaufsüchtige Mutter hat nach langer Zeit der Arbeitslosigkeit einen schlecht bezahlten Job in einer Bäckerei. Wegen Diebstahls muss Lissy über 100 Sozialstunden in einem Alten- und Pflegeheim ableisten. Dort lernt sie die Pflegerin Nele kennen. Über Nele kommt sie auch in Kontakt mit deren Freund Daniel, in den sie sich Hals über Kopf verliebt.
Als Nele ermordet aufgefunden wird, fällt der Verdacht rasch auf Lissy, die sich am Tatabend mit Nele gestritten hat: aufgrund ihrer Akte und ihres fehlenden Alibis fokussieren sich die Ermittlungen der Polizei auf sie. Die verzweifelte Lissy wehrt sich massiv gegen die Vorverurteilung beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei macht sie den Fehler, Daniel zu sehr zu vertrauen …
Agnes Hammer ist ein gut aufgebauter, sozialkritischer Thriller gelungen: mit großer Empathie für ihre Protagonistin, allen voran die verhaltensauffällige, vorbestrafte Lissy, und einem ausgezeichneten Gespür für Millieus entwickelt die Autorin eine Geschichte im Spannungsfeld von Vorurteilen und Jugendkriminalität. Lissys wechselhafte, intensive Gefühlswelt und ihr Kampf gegen die ihr entgegengebrachte Ungerechtigkeit wird sehr intensiv und mit beeindruckenden Bildern erzählt. Obwohl die Autorin in einer Einrichtung für sozial benachteiligte Jugendliche arbeitet, vermeidet sie entsprechendes Vokabular und verläasst sich ganz auf die Kraft der geschickt aufgebauten Geschichte.
Ein spannender Thriller mit drastischen Momenten und gut gezeichneten Haut- und Nebenfiguren, der einen nicht unberührt lässt.
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