Mit Religion habe ich es ja nicht so. Aber wenn eines stimmt, dann die alte buddhistische Lebensweisheit, dass Besitz belastet. Seien wir mal ehrlich: wieviele von den vielen Tausend Dingen, die unsere Wohnungen und Häuser füllen, brauchen wir wirklich? Wieviele haben wir Jahre nicht in die Hand genommen, wieviele ärgern uns immer wieder, weil sie uns beim Suchen von wirklich wichtigen Dingen in die Quere kommen?
Die Grundfläche der in diesem kleinformatigen Bildband vorgestellten Häuser reichen von spartanisch ausgestatteten 4 m2 Grundfläche bis hin zu vergleichsweise üppigen 95 m2, wobei die Masse sich irgendwo zwischen 30 und 60 m2 bewegt. Faszinierend ist dabei nicht nur, auf wie wenigen Quadratmetern Grundfläche sich ästhetisch ansprechende und überzeugende Konzepte umsetzen lassen, sondern auch die Kreativität der jeweiligen Architekten: essentielle Funktionen werden geschickt miteinander verschachtelt, um kleine Behausungen auch zu lebenswerten Wohnräumen zu machen. Dabei sind die gefundenen Lösungen überaus individuell und zeigen zum Teil originelle Lösungsansätze, die sich auch in normal großen Wohnungen umsetzen lassen. Allen realisierten Konzepten ist gemein, dass sie eher auf Reduktion setzen und das klassische „weniger ist mehr“ setzen.
Häuser am Meer, versetzbare Wohnwaben oder Unterkünfte in Bäumen oder Felsen zählen ebenso dazu wie bewegliche oder individuell veränderbare Konzepte. Am besten gefallen haben mir eigentlich das Minimod aus Brasilien, ein minimalistisches Wohnkonzept für zwei, das in Rio Grande do Sul steht, und das bootartige Bert’s Barge (GB). Überaus ästhetisch ist auch das auf dem Titel abgebildete Haus namens Exbury Egg, das eigentlich auch reicht und auf wenigen, auf dem Wasser mobilen Quadratmetern eigentlich alles hat, was man wirklich zum Leben und Wohnen braucht.
Fazit: ein wunderbares Buch zum Stöbern und Träumen, das einem hilft, die Einfachheit wieder zu entdecken und bei mangelnder, eine der vorgestellten Lösungen verhindernder finanzieller oder räumlicher Flexibilität dazu motiviert, die verborgenen räumlichen Potentiale der eigenen Wohnung durch konsequentes Ausmisten und Umgestalten zu heben. Nur eines hat gefehlt: Raum zum Abstellen von Fahrrädern – dem einzigen Gegenstand, von dem man nie genug haben kann. Ich geh dann mal entrümpeln.
Vielen Dank für den Tipp! Tolle Inspiration mal ein wenig anders zu denken.
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Sehr gerne.
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Bert`s Barg gefällt mir auch sehr! Ich bin ja im April umgezogen und haben nun auch weniger und empfinde es als viel mehr! Reduktion ist sehr befreiend, ich kann es nur jeder und jedem empfehlen.
Ich danke dir für diesen Buchtipp!
herzliche Grüße
Ulli
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Sehr gerne, liebe Ulli!
Eigentlich müssten wir auch mal wieder umziehen oder (wie zueltzt) umbauen. Das war unerhört befreiend. Denn eigentlich braucht man den ganzen Schrott nicht, denn man täglich so um sich einstauben sieht. (Bis auf das Fahrrad natürlich (der einizige Gegenstand, von dem ich definitv mehr haben möchte, aber das ist ein anderes Thema).
Herzlich grüßt dich
Jarg
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Enthält das Buch auch praktische Tipps (zum Beispiel Stellplatz, Wasser Strom) und Preise?
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Leider nein: im Wesentlichen ist es ein anregender Bildband, der zu eigenen Ideen inspirieren könnte
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Danke für den Hinweis!
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Sehr gerne!
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Schön, danke für den Beitrag! Tiny Houses interessieren mich auch sehr. Aber ich befürchte, das Konzept ist nur schwer anwendbar für Bibliophile, die sich nicht von ihren Büchern trennen möchten. Ich wüsste nicht, wie man hunderte oder gar tausende Bücher in einem solch smarten Eigenheim unterbringen sollte… Trotzdem: sehr hübsch anzusehen und charmant sind die kleinen Behausungen. Bert´s Barge gefällt mir am besten.
LG, Anton
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Gern geschehen!
muss sich ja gar nicht von den Büchern trennen: einfach mehrere kleine Wohnschiffchen und dazu eine Gemeinschaftsbibliothek für alle daneben verankern 😉
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Das ist eine sehr schöne Idee! 🙂 Wohnschiffchen für Bücher – Du bist ein Poet!
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Oh, danke!
Man kann sich dann das ganze Wohnschiffchen ausleihen. Quasi als Leihbibliothek!
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Die Häuser sollen den Spießertraum ernöglichen, mal so zu leben wie Diogenes und dabei politisch völlig korrekt auch noch Raum und Resourcen zu sparen. Leider wird übersehen, dass die Klamotten nur wirken, wenn das hundertfache an Landschaft zur Verfügung steht, die eine normale Wohnung benötigt.
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Ach, lässt sich doch alles stapeln! 😉
Im Ernst: so eng würde ich das nicht sehen: es sind durchaus Lösungen dabei, die eben nicht nur auf den „Spießertraum“ aus sind. Und vor allem zeigen, dass Wohnen an sich auch auf weniger Raum möglich ist.
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